Auf zum Jakobsweg: Gedanken zu Obdachlosigkeit und Älterwerden

Vor einer Weile habe ich ein Kunstprojekt vor einem Wohnhaus auf dem Georgia Tech Campus gesehen. Es sagt, ein Siebtel der Weltbevölkerung sei obdachlos. Je nach Definition des Begriffs wird tatsächlich von bis zu einer Milliarde Obdachloser ausgegangen. Seit frühster Jugend versorge ich Obdachlose in Deutschland gerne mit dicken Winterjacken und Decken oder spende auch Schlafsäcke. In den USA stehen oft Obdachlose an Ampeln und meist achte ich darauf, dass ich etwas griffbereit habe: Kleingeld, Essen, eine Flasche Wasser oder eine Dose Cola. Zu Wintersturmzeiten kaufe ich auch gerne mal eine ganze Tüte mit Essen und gebe noch einen Zehner oder Zwanziger dazu … Vor allem in den USA sind die Obdachlosen unglaublich dankbar und freuen sich eigentlich über alles („God bless you, have a nice day! Thank you!“). In Deutschland kommen leider teils Sprüche wie: „Seh‘ ich aus, als ob ich’s nötig habe?“ oder „Ich nehme nur Alkohol!“.

Kunstprojekt auf dem Georgia Tech Campus.

Kunstprojekt auf dem Georgia Tech Campus.

Zu Schulzeiten war ich manchmal in anderen Städten unterwegs und wenn das Geld nicht reichte und ich über Nacht bleiben wollte, kam es teils zu Übernachtungen im Freien. Im Sommer haben wir uns mit einer Decke auf eine Wiese gelegt, im Winter haben wir bei tatsächlich bis zu minus zehn Grad Celsius in windgeschützten Ecken versucht zumindest eine halbe Stunde zu schlafen, bevor der Körper sich wieder wachgezittert hat. Natürlich war das alles freiwillig und zu Hause haben dann wieder eine Heizung und schützende Wände gewartet. Dennoch bin ich mehr als dankbar für diese Erfahrungen, da ich durch sie ein zu Hause erst wirklich schätzen gelernt habe. Die längste Zeit, die ich mal auf der Straße lebte waren acht Tage. Die längste Zeit, die ich mal im Auto lebte waren fast zwei Monate.

Je älter man wird, desto mehr wünscht man sich allerdings einen gewissen Standard. Alleine der Körper ist nicht mehr so fit, wie er es zu Schulzeiten vielleicht noch war und somit möchte man vielleicht auch gar nicht mehr ewig im Auto schlafen. Für mich geht es jetzt los mit meiner Wanderung von Spanien nach Portugal und für einige Nächte habe ich tatsächlich Hotels gebucht. Was in den anderen Nächten passiert ist noch undefiniert. Pro Tag muss ich zwischen 24 und 33 Kilometer zurücklegen. Ich bin sehr gespannt wie meine Reise wird und werde hier bald berichten – bis dahin wird es hier vermutlich etwas ruhiger, da ich mit extrem leichtem Gepäck reise und die meiste Technik zu Hause lasse.

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