Im Februar 2018 lief ich wieder rückwärts den Jakobsweg in Spanien. Diesmal nicht den Camino Portugues, sondern den Camino del Norte und zwar von Ribadeo bis Bilbao, also wieder ab statt nach Santiago de Compostela. Teilstrecken legte ich mit dem Bus bzw. mit der Bahn zurück. In einzelnen Berichten zu jedem Tag nehme ich Dich mit auf meine spannende Tour, bei der ich mich landschaftlich fühlte, wie in Australien, Österreich, Irland, Kanada, England, der Schweiz, den Niederlanden und auf Hawaii. Staune mit mir über atemberaubende Ausblicke, fluche mit mir in nicht-gekennzeichneten Sackgassen, leide mit mir, wenn ich meinen Knöchel in eine rote Schwellung verwandle und sei mit mir erleichtert, nicht als Sumpfleiche geendet zu sein … Infos zu meinen Reisen findest Du hier, auf Instagram und auf Youtube. Auf Twitter und über Telegram wirst Du zudem über neue Beiträge informiert. Hier geht’s zur Übersicht der einzelnen Tage. Weitere Fotos vom Jakobsweg findest Du auch in der Fotoparade zum ersten Reisehalbjahr 2018.
Mein Flug nach Spanien geht gegen 19 Uhr, in der Nacht davor beschließe ich jedoch noch um 3 Uhr, Müsliriegel zu backen. Nach viel zu wenig Schlaf quäle ich mich müde aus dem Bett und um 15 Uhr ist alles fertig gepackt. Farblich bin ich zufällig perfekt abgestimmt: blauer Rucksack, blaue Jacke, blaue Socken. Gegen 18 Uhr bin ich am Flughafen. Wie ich danach feststelle, hatte ich bei der Sicherheitskontrolle drei Päckchen Pferdesalbe und fünf Pocket Coffee im Rucksack. Beides geht meiner Meinung nach als Creme bzw. Flüssigkeit durch und doch interessiert es niemanden. Auch meinen vollen Beutel mit Badartikeln untersucht niemand, um herauszufinden, ob es mehr als zehn Teile sind. Irgendwann berichte ich über die Willkür bei Sicherheitskontrollen, denke ich wie immer. Ich fülle meine leere Flasche auf und warte an der Wand lehnend, die Bildschirme beobachtend. Mit 20 Minuten Verspätung geht es in die Luft und für mich ans Ziel aller anderen, die den Jakobsweg begehen: Santiago de Compostela.
Ich nutze den kurzen Flug zum Schlafen, bevor wir trotz allem pünktlich landen. Noch während des Flugs bereue ich, meine gute und mir vertraute Weste direkt vorher noch gegen eine fremde eingetauscht zu haben: sie hat unfassbar enge Ärmel am Bund, die ich kaum hoch ziehen kann, wenn mir warm ist. Ich hasse das. Zweites Manko: die fehlende Kapuze! Ich steige aus und sehe, dass es schneit. Es schneit! Ich bin nicht angezogen für Schnee! Ich trage meine wasserabweisende Hose, ein Funktionsshirt, die relativ warme Weste und die dünne aber windundurchlässige und wasserdichte Tao-Jacke. Noch eine Woche vor meinem Flug wurden 17 Grad und Sonne vorhergesagt. Dann sind die Temperaturen eingebrochen. Unfassbar. Es schneit!
Frierend steige ich in den Bus, der mich für drei Euro in die Stadt bringt. Ich versuche mich zu erinnern, ob ich bei meiner Ankunft in Santiago bei meinem Jakobsweg 2015 bereits durch die Stadt zum Hotel lief. Es fällt mir nicht ein. Es ist dunkel, ich bin vollkommen übermüdet und mir ist eiskalt. Rund eine Stunde nach dem Touch down stehe ich in meinem kleinen Hotelzimmer … und friere. Ich hasse Kälte. Der nette Mann von der Rezeption, der kein Wort Englisch kann, hat mich bis ins Zimmer begleitet, mir alles gezeigt und in seiner Sprache erklärt. Auch die winzige Heizung im Bad, die nichts gegen die Kälte auszurichten vermag. Das Zimmer ist süß, aber ich bin weiterhin müde und durchgefroren. Mir fällt ein, dass ich kein Langarmshirt zum Schlafen dabei habe und ich will in nichts schlafen, das ich im Flieger trug bzw. später auf meiner Wanderung trage. Es bleibt also nur mein Schlafshirt. Ich improvisiere und creme mich mit meinem Muskelwärmebalsam ein, der mich bis zum Einschlafen wärmt. Alle vorhandenen Decken werfe ich über mich und schlafe gegen Mitternacht endlich ein.
Dieser Beitrag ist Teil meines Reiseberichts zu meiner Jakobsweg-Wanderung entlang des Camino del Norte im Februar 2018 mit der Laufstrecke Ribadeo – Gijón – Santander – Bilbao.
Weitere Berichte zu meiner Wanderung auf dem spanischen Camino del Norte:
Tag 1: Unerwartetes Trampen, Belästigung und fantastische Küste
Tag 2: Hagel, das Tal des Grauens und atemberaubende Meerblicke
Tag 3: Rote Knöchel, Bündel und Wälder auf einer der schönsten Etappen
Tag 4: Atemnot, Tierfreundschaften und das wunderschöne Cudillero
Tag 5: Ausbruch aus dem Hotel, Schmerzen und eine kleine Weltreise
Tag 6: Verpasster Bus, Weltuntergang in Gijón und unfreundliche Spanier
Tag 7: Regen, Sonne und Irland-Feeling in Begleitung
Tag 8: Regen, Regen und Alpakas auf dem Weg nach Viveda
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