Tag 13 und 14 auf dem Camino del Norte, das Finale meines Jakobswegs. Meine Strecke in Spanien führt mich von Castro Urdiales nach Bilbao. Insgesamt gehe ich an Tag 13 rund 21,7 Kilometer in knapp sechs Stunden. Ich lege rund 920 Meter Aufstieg und rund 880 Meter Abstieg zurück. Tag 14 verbringe ich in Bilbao, wo ich noch rund 22 Kilometer in knapp zehn Stunden zurücklege. Lies hier, wie ich am Rand einer Landstraße liege, mir der Oberarm von einer fremden Frau zerquetscht wird und ich im nicht so schön empfundenen und verregneten Bilbao ankomme, wo ich noch einen ganzen Tag verbringe … Infos zu meinen Reisen findest Du hier, auf Instagram und auf Youtube. Auf Twitter und über Telegram wirst Du zudem über neue Beiträge informiert. Hier geht’s zur Übersicht der einzelnen Tage. Weitere Fotos vom Jakobsweg findest Du auch in der Fotoparade zum ersten Reisehalbjahr 2018.
Es ist der letzte Tag und ich erwache mäßig gut gelaunt. Die Vorstellung, morgen zwar noch einen Tag in Bilbao und übermorgen einen in Madrid zu verbringen, danach aber mit dem Gehen aufzuhören, frustriert mich mehr, als ich hätte ahnen können. Erst um 10 Uhr gehe ich los, finde schnell am Strand einen Park zum Trainieren und verbessere meine Laune durch ein kleines Workout.
Um 11 Uhr bin ich in einem Dorf und jede Menge Landstraße liegt vor mir. Es geht bald bergauf und bergauf und bergauf und ich fühle mich bald wie „on top of the world“. Mir graut es vor dem Weg nach unten und ich betrachte zwischendurch die Strecke, die vor mir liegt und mich nicht glücklich macht. Der Ausblick hingegen ist ziemlich nett. Links von mir das Meer, unter mir die Autobahn.
Um 12:10 Uhr lande ich erneut in einer Sackgasse und werde von Hunden angebellt und von einer kleinen Frau angebrüllt. Sie versucht mir in ihrer Sprache vollkommen panisch zu erklären, dass ich dort falsch bin, zerquetscht meinen Oberarm und zerrt mich in die andere Richtung, um mir vollkommen irrational aufgeregt zu erklären, wie ich gehen muss, um nach „aaah Bilbao“ statt Santiago zu gehen bzw. um den richtigen Bus zu finden. Unendlich genervt gehe ich den gegangenen Weg wieder zurück. Ich hasse, dass ich ständig in Sackgassen lande und randaliere noch etliche Minuten mental.
Nach einer halben Stunde entlang der leeren Landstraße beschließe ich, eine Pause zu machen. Selten mache ich aktiv Pausen. Am Rand der Straße ist eine Steinmauer. Ich lege meinen Rucksack ab und meinen Kopf darauf. Ich liege und will die Ruhe genießen – genau ab diesem Moment rast natürlich ein Auto nach dem anderen lautstark vorbei … Meine Pause dauert entsprechend nur rund 15 Minuten.
Um 13 Uhr stelle ich fest, dass es vorbei ist, mit dem Küstenweg. Alle dünn-grauen Straßen, die ich dorthin noch nehmen könnte, stellen sich vermutlich als Sackgasse heraus, also beschließe ich noch ein Stück weiter zu gehen und einen Bus nach Bilbao zu nehmen. Es ist unendlich heiß und ich ziehe im Bad einer Tankstelle meine Leggings aus. Pullover und Jacke öffne ich, was mit dem frischen Wind nicht gut ist. Für zwei Hosen ist es aber definitiv zu warm.
Um 13:30 Uhr sitze ich an einer Bushaltestelle und esse meinen Salat. Da ein Holzhaus dort steht, ist es angenehm mit dem Wind. Je näher ich an Bilbao herankomme, desto lauter wird es entlang der Straße. Erneut rutsche ich mit den Schuhen auf der nassen Straße weg. Noch mehr Grund, bald in einen Bus zu steigen. Um 14:20 Uhr stehe ich in einem Dorf an einer Bushaltestelle und kurz darauf kommt ein Bus, der angeblich nach Bilbao fährt. Für 1,85 Euro.
Knapp eine Stunde danach komme ich in Bilbao an. Mir ist eiskalt und vom Busfahren kotzübel. Die gesamte Fahrt über war es übrigens trocken und direkt als ich ausgestiegen bin, fängt es an zu regnen. Alles erinnert mich an Amsterdam – eine Stadt, mit der ich nie warm wurde. Angeblich sind es 12 Grad, aber ich friere extrem. Ich beschließe beim Hotel herauszufinden, ob ich bereits einchecken kann. Als ich da bin, betätige ich die Klingel und niemand macht mir auf. Ich bin genervt und mir gefällt die Stadt nicht, die ich mir so wundervoll vorgestellt hatte.
Da Sonntag ist, hat fast alles geschlossen und ich finde schließlich ein Kaffeehaus, das ich so gar nicht mag, das mir aber WLAN und Strom bietet, zusammen mit überteuerten Preisen und einem Klientel, mit dem ich mich nur ungerne umgebe. Es ist mir egal, ich lasse mich dort um 16 Uhr nieder, um mich aufzuwärmen. Ich sitze, lade Technik und trage meine Finanzen nach. Berechne, dass ich täglich rund 9,50 Euro für Essen ausgab. 40 Euro für Transport. Vertretbar finde ich.
Ich breche bald wieder auf und um 18:45 Uhr checke ich endlich im Hotel ein, nachdem ich dank eines Anrufs des Hotels herausfinde, dass ich vorhin die andere Klingel hätte betätigen hätte müssen und dann durchaus jemand da gewesen wäre. Ich freue mich über ein schönes Zimmer, arbeite noch eine Weile, gehe heiß duschen und falle bald tot ins Bett. Geschafft. Nicht sonderlich stolz über weniger Kilometer als geplant, aber geschafft.
Tag 14 verbringe ich bei meist strömenden Regen in Bilbao. Die Stadt gefällt mir nicht sonderlich gut und Städte, die einem nur bei gutem Wetter gefallen, sind einfach nicht die guten Städte. Am Nachmittag entscheide ich mich, für 4,70 Euro „Shape of Water“ im Kino auf Spanisch mit Englischen Untertiteln zu sehen. Perfekte Entscheidung. Spät abends fahre ich schließlich zum Flughafen, wo ich die Nacht verbringe und sehr früh morgens nach Madrid fliege.
Ich habe den Flug nach Deutschland mit Umstieg in Madrid und einem ganztätigen Aufenthalt gebucht, um mal einen ersten Eindruck dieser Stadt zu bekommen. Von dort aus geht es am Abend von Tag 15 nach insgesamt rund 400 gegangenen Kilometern, ein paar Einkäufen und mit einem Rucksackgewicht von unfassbaren 7,5 Kilogramm zurück nach Deutschland.
Dieser Beitrag ist Teil meines Reiseberichts zu meiner Jakobsweg-Wanderung entlang des Camino del Norte im Februar 2018 mit der Laufstrecke Ribadeo – Gijón – Santander – Bilbao.
Vorherige Berichte zu meiner Wanderung auf dem spanischen Camino del Norte:
Tag 0: Flug ins verschneite und heizungslose Spanien
Tag 1: Unerwartetes Trampen, Belästigung und fantastische Küste
Tag 2: Hagel, das Tal des Grauens und atemberaubende Meerblicke
Tag 3: Rote Knöchel, Bündel und Wälder auf einer der schönsten Etappen
Tag 4: Atemnot, Tierfreundschaften und das wunderschöne Cudillero
Tag 5: Ausbruch aus dem Hotel, Schmerzen und eine kleine Weltreise
Tag 7: Regen, Sonne und Irland-Feeling in Begleitung
Tag 8: Regen, Regen und Alpakas auf dem Weg nach Viveda
Tag 9: Wälder, Dünen und Ankunft in Santander
Tag 10: Kuh-Tetris, Sandwanderung und Ärger im Hotel
Tag 11: Der anstrengendste Tag mit der gefährlichsten Strecke
Tag 12: Einhörner in Nimmerland, Sackgassen und Ankunft in Castro Urdiales
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Respekt, dass du das durchziehst! Ich muss leider sagen, ich hatte vor ein paar Jahren genau dasselbe Wetter: grau, regen, kalt. Und das im Sommer! Aber das Guggenheim Museum ist trotzdem sehenswert finde ich.
LG,
Tamara