2015 spreche ich mit Elvis-Imitator Dean Z nicht nur über seinen stressigen Job und das Reisen, sondern auch über absichtlich erzeugte Umgebungsgeräusche, zum Beispiel zum Einschlafen. Vollkommen wahnsinnig empfinde ich, dass er zum Schlafen über eine bescheuerte App bescheuerte Regengeräusche abspielen lässt. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später greife ich zum Tablet und stelle je hälftig einen knisternden Kamin und Regen, der auf Pflanzen tropft, ein. Timer: 20 Minuten – bis dahin sollte ich eingeschlafen sein. Ich lege das Tablet auf den Tisch und erstarre für einen Moment. Ist das jetzt schon die vierte Nacht mit Umgebungsgeräuschen? Habe ich je mehr als zwei Minuten davon mitbekommen?
Ich blicke aus dem Fenster auf die Großstadt. Momentan ist alles still, immerhin ist es vier Uhr morgens. Nicht mehr lange, bis wieder alles bevölkert und laut ist, alle von A nach B eilen, um wichtigen Dingen nachzugehen oder sich zu präsentieren. Ich greife erneut zum Tablet und deaktiviere die Geräusche. Es ist wieder still. Totenstill. Und Zeit! Es ist Zeit, zur Ruhe zu kommen – und zwar nicht mit Hilfe einer lauten App. Ich entscheide mich für drei Monate im Exil und buche noch in derselben Woche eine Ferienwohnung für Herbst und Winter. Der Weg führt mich in den mir bis dahin weder wirklich vertrauten noch geliebten hohen Norden: nach Schleswig-Holstein.