Die gesunkene Titanic im Panometer Leipzig: Menschliche Selbstüberschätzung trifft auf Stahlbau

Die gesunkene Titanic im Nordatlantik als 360°-Panorama. Wie spannend kann das schon sein? Das dachte ich, als ich erstmals den Flyer zur aktuellen Panometer-Ausstellung in Leipzig in der Hand hielt. Neugierig war ich trotzdem. Immerhin steht die Titanic wie kaum etwas anderes für die Selbstüberschätzung des Menschen und thematisiert dessen Wunsch nach der Beherrschung der Natur. Ein hoch spannendes Thema, weshalb ich also sehr gerne der Einladung des Panometer Leipzig folgte. Ich besuchte Yadegar Asisis Meisterwerk, dank dem man sich rund 3.800 Meter unter Wasser und auf Höhe des Wracks befindet, und wurde mehr als positiv überrascht!

Der Bug der gesunkenen Titanic im Panometer Leipzig.

Der Bug der gesunkenen Titanic im Panometer Leipzig.

Vor langer Zeit sah ich bereits das 360°-Rom-Panorama von Yadegar Asisi. Das fand ich leider kaum beeindruckend, weil es so vertraut schien – obwohl man auf Rom im Jahr 312 blickt. Dennoch: abstrakt war es war ein Überblick über eine Stadt, wie man ihn von Reisen her kennt.

Zitat zur angeblich unsinkbaren Titanic im Panometer Leipzig.

Zitat zur angeblich unsinkbaren Titanic im Panometer Leipzig.

Die 1912 gesunkene Titanic hingegen sieht man nicht alle Tage und das war auch schließlich meine Motivation, die Ausstellung zu besuchen. Vorab habe ich mich nur grob informiert und war vor Ort umso begeisterter, dass es kaum um das Schiffsunglück selbst geht, sondern tatsächlich um die Selbstüberschätzung des Menschen, die sich übrigens meist in der Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, Leistungen und Kompetenzen äußert.

Ausstellungsbereich zu Maschinen, menschlicher Selbstüberschätzung und der Titanic im Panometer Leipzig.

Ausstellungsbereich zu Maschinen, menschlicher Selbstüberschätzung und der Titanic im Panometer Leipzig.

Nach dem Betreten des großen, runden Gebäudes, das früher ein Gasspeicher war, beginnt die Ausstellung rund um Maschinen, die schließlich zur bis dahin größten Maschine der Welt führt: der RMS Titanic. Der Besucher kann die Geschichte der Maschinen kennenlernen und erfährt dabei zunehmend, wie überzeugt der Mensch von seinen Fähigkeiten war.

Einzelteile der gesunkenen Titanic, die über den Meeresgrund verstreut sind.

Einzelteile der gesunkenen Titanic, die über den Meeresgrund verstreut sind.

Am Ende der optisch sehr eindrucksvoll gestalteten Ausstellung, die sich auf den rund zehn Metern zwischen Gasometerwand und Panoramabild befindet, trifft der Besucher auf riesige Deckpläne der Titanic, die von der Decke herunterhängen. Kurz dahinter steht ein Nachbau des Bugs in Originalgröße. Beeindruckend, wenn man überlegt, dass dieses Schiff ab 1909 gebaut wurde.

Zitat im Ausstellungsbereich zu Maschinen vor dem 360°-Panorama der Titanic im Panometer Leipzig.

Zitat im Ausstellungsbereich zu Maschinen vor dem 360°-Panorama der Titanic im Panometer Leipzig.

Schließlich führt der Weg ins Innere des Panometers und somit zu dem Panoramabild – in diesem Fall also zum Meeresgrund. Am 14. April 1912 gegen 23:40 Uhr kollidierte die Titanic mit einem Eisberg und versank rund drei Stunden danach im Nordatlantik. Das Ergebnis ist hier in beeindruckender Größe zu sehen. Das gesamte Bild ist auf textile Bahnen gedruckt und hat etwa eine Länge von 105 Metern sowie eine Höhe von rund 33 Metern.

Das beeindruckende Panorama der gesunkenen Titanic im Panometer Leipzig.

Das beeindruckende Panorama der gesunkenen Titanic im Panometer Leipzig.

Über 2.200 Personen waren an Bord der Titanic. Rund 1.500 davon starben. Das Panorama, das die größte Katastrophe der Schifffahrt zeigt, wird von Licht- und Toneffekten begleitet. Während man in einem Moment bei angenehmer Beleuchtung die Menschen im Inneren der Titanic beim Essen hört, wird es im nächsten Moment finster und die Musik passt sich der dramatischen Stimmung an. Komponiert wurde sie übrigens speziell für die Titanic-Ausstellung vom belgischen Komponisten Eric Babak.

Ausstellungsbereich zum Thema Maschinen vor dem Zugang zum 360°-Panorama der Titanic im Panometer Leipzig.

Ausstellungsbereich zum Thema Maschinen vor dem Zugang zum 360°-Panorama der Titanic im Panometer Leipzig.

Wenn man auf der Plattform in der Mitte des Bildes steht, ist der Ausblick einfach nur beeindruckend und erschreckend zugleich. Beim Betrachten des Bugs, das lichttechnisch perfekt in Szene gesetzt war, hatte ich zunächst Kate Winslet und Leonardo DiCaprio im Kopf. Letzteren, wie er laut schreit: „Ich bin der König der Welt“. Spätestens, wenn man dann aber am Aufgang der Plattform das Original-Telegramm eines Passagiers sieht, auf dem steht, dass die Titanic gesunken ist, wird einem vor dem Anblick dieses riesigen Passagierschiffs bewusst, dass das hier mehr als ein Panoramabild oder ein Hollywoodfilm ist. Dieses Unglück ist tatsächlich passiert – und dank der Selbstüberschätzung einiger Menschen, haben viele andere ihr Leben verloren.

Das Panometer Leipzig ermöglicht dank des mittigen Turms einen Blick auf das oberste Deck der gesunkenen Titanic.

Das Panometer Leipzig ermöglicht dank des mittigen Turms einen Blick auf das oberste Deck der gesunkenen Titanic.

Große Zitate auf schwarzem Grund, vor denen man meist kopfschüttelnd steht, verstärken das Gefühl, dass man hier Zeuge eines furchtbaren Augenblicks wird: „Nicht einmal Gott könnte dieses Schiff zum Sinken bringen!“ Obwohl es sich nur um ein Bild der Titanic handelt, hat man doch das Gefühl, verdammt nah am Geschehen zu sein. Einzigartig und wirklich erlebenswert!

Das Panometer Leipzig von außen.

Das Panometer Leipzig von außen.

Bis Januar 2019 kann man sich die gesunkene Titanic noch im Leipziger Panometer anschauen und wie ich finde, gehört ein solcher Besuch sowohl für Touristen als auch für Einheimische ganz oben auf die To-Do-Liste. Ich danke dem Panometer nochmals herzlich für die Einladung! Mehr Infos zum Titanic-360°-Panorama sowie dem Panometer Leipzig auf der offiziellen Webseite.

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