Letztens habe ich spontan „Elvis – Das Musical“ gesehen. Mehrheitlich wird die Show im Estrel Berlin aufgeführt, ist zu Ehren des 80. Geburtstags von Elvis aber dieses Jahr auf großer Tournee. Ich kannte jemanden, der Tickets hatte und entschied mich kurzfristig mitzugehen. Eigentlich wollte ich nicht, da mich die Videos nicht überzeugten, dachte dann aber, dass ich es ohne den Besuch ja niemals richtig beurteilen könne. Also, wie war das Musical mit dem Iren Grahame Patrick als Elvis Presley?
Das Elvis-Musical war nicht ausverkauft. Vor allem auf der Tribüne waren sehr viele Plätze frei. Das Publikum war – wie üblich bei Elvis-Veranstaltungen – eher älter und jüngere Menschen sah man nur vereinzelt. Die Show startete pünktlich und mit dem Tod von Elvis Presley. Rein logisch hätte ich nicht unbedingt mit seinem Tod als Einstieg gerechnet, aber ok … Als erstes Lied wurde „My Way“ gewählt – das kann zwar Sinn machen („And now the end is near“ als Anfangszeile), aber ich hätte mir als Einstieg schon eher einen echten Elvis-Song gewünscht.
Es ist ein Musical: Es wird also auch geredet. Diese Szenen in den Videos waren übrigens jene, die mich fast von dem Besuch abgehalten hätten. In live war es nicht viel besser … Zwischendurch wurden Videos eingespielt – von Elvis selbst (gut) oder zum Beispiel mit Musical-Darstellern nachgespielte Radio-Interviews, zu denen Elvis‘ Antwort dann auf Englisch mit Untertitel eingespielt wird (nicht so gut). Kam es zu einem Gespräch zwischen einem der Darsteller und Grahame Patrick, wurden Deutsch und Englisch gemischt. Das fand ich besonders schlimm …
Das Musical soll durch Elvis Presleys Leben führen. Die Sprechszenen sollen die Hintergründe verdeutlichen. Meiner Meinung nach hätte man darauf verzichten können. Als ich in den USA „ELVIS LIVES“ in Atlanta, Georgia sah, wurden solche Momente rein über original Videos dargestellt und zudem gab es einen jungen Elvis-Darsteller, einen älteren und einen, der Elvis in seinen letzten Jahren darstellte. Diese Lösung fände ich für „Elvis – Das Musical“ ebenfalls besser, da zumindest ich Grahame Patrick den jungen Elvis doch nur schwer abnehme.
Nach etwa einer Stunde gab es 20 Minuten Pause. Bis hierher verlief die Show leider relativ schleppend. Es wurde viel geredet. Zu viel, wie ich fand. Aber es wurde besser: Nach der Pause wurde weniger geredet, mehr gesungen, mehr gerockt! Das Publikum war sichtlich begeistert. Die Verkörperung des älteren Elvis gelang Grahame Patrick sehr viel besser. Die Videosequenzen im Hintergrund liefen nun – sofern gewollt – auch größtenteils zeitgleich ab. Nicht wie vor der Pause, als es immer ein paar Sekunden Differenz zwischen der Live-Performance und den dazu eingespielten Videos von Elvis Presley gab.
Die zweite Hälfte von den insgesamt rund 120 Show-Minuten hat den Abend definitiv gerettet. Es ging in die 1960er- und 1970er-Jahre mit dem „Elvis Presley’s ’68 Comeback“ und „Aloha from Hawaii“. Die Las Vegas-Jahre wurden gut inszeniert und bei „Suspicious Minds“ lief Grahame Patrick sicher fast zehn Minuten durch etliche Reihen, schüttelte Hände und umarmte jeden, der das Bedürfnis danach hatte. Unterstützt wurde die er übrigens durch das Stamps Quartett aus Nashville, Tennessee sowie durch die siebenköpfige Las Vegas Showband.
Für mich persönlich lag die Gesamtdarbietung ein wenig unter den Performances, die ich bei „ELVIS LIVES“ (Dean Z., Bill Cherry, Jay Dupuis) oder während des Georgia Elvis Festivals (Cody Ray Slaughter, Shawn Klush, Travis Powell, Tim Hendry etc.) erlebte. Wer aber noch nie oder nur selten eine Elvis-Show gesehen hat und an Elvis und seinem Leben interessiert ist, für den ist ein Abend mit dem Elvis-Musical sicher ein voller Erfolg. Zu sehen ist das „Elvis – Das Musical“ ab August 2015 wieder in Berlin.
Alles Liebe,
Claire
Hallo Claire,
ich kann Dir absolut nicht zustimmen. Ich war sowas von überrascht von Grahame Patrick, daß ich gleich Karten für 2 weitere Vorstellungen gekauft hatte. Er ist für mich bis jetzt der einzige Elvis-Imitator, der Gesang, Tanz und Art so realistisch rüberbringen, daß man beinahe glaubt, da stünde der echte Elvis vor einem.
Und was den Show-Ablauf betrifft: Grahame Patrick ist Hauptdarsteller, aber NICHT der Produzent !
Die Sprechzeiten fand ich überhaupt nicht schlimm. Sie waren kurz und gaben Einblick in das Leben von Elvis.
Ich fands einfach nur Hammer – ich bin ein großer Fan von ihm geworden.
Hallo Simone,
es freut mich sehr, dass Dir das Musical gut gefallen hat! Du sagst, Grahame Patrick ist der einzige Imitator, der Dich überzeugt hat – wen hast Du denn sonst so gesehen? Ich persönlich finde Dean Z und Ben Portsmouth zum Beispiel ja wirklich sehr viel besser.
Alles Liebe,
Claire