Kurz vor der Abfahrt erhalte ich einige Mails, ich solle gut auf mich aufpassen. Außerdem eine SMS, ob ich nach Calais jetzt wirklich in Budapest unterwegs sein wolle. In einer Mail ist zusätzlich der Link zu einem Artikel eines namenhaften deutschen Magazins, dass die A4 in Österreich am Grenzübergang zu Ungarn gesperrt wurde. Grund: Zu viele Flüchtlinge auf den Straßen. Bis ich da bin, ist das hoffentlich vorbei. Schnell noch der Check: Fahrzeugschein, Reisepass. Alles dabei. Los geht’s Richtung Budapest. Der Städtekurztrip soll wegen den Medienberichten nicht abgesagt werden. Im Gegenteil finde ich es sogar irgendwie spannend die Situation live zu sehen und nicht immer nur anderen Glauben schenken zu müssen. Der Einblick, den ich zufällig im Juli in Calais zur aktuellen Flüchtlingskrise erhielt, hat Eindruck hinterlassen.
Es wird hell. Viele, teils unfreiwillige Pausen sorgen für eine endlos erscheinende Fahrtzeit. Die Landschaft zieht vorbei. Vor wenigen Stunden kam auf allen Radiosendern die Verkehrsmeldung, dass der Grenzübergang an der A4 wieder geöffnet wurde, da nun weniger Menschen auf den Straßen seien. Ich stelle mir eine Völkerwanderung am Rande der Autobahn vor. Noch 26 Kilometer bis zur Grenze. Ich möchte mir die Kilometerzahl merken, bei der ich die ersten Flüchtlinge sehe. Was ich sehe, ist immer noch die Landschaft. Wie viele Menschen wohl an der Grenze sein werden? Über die Rückfahrt mache ich mir jetzt schon ein wenig Sorgen. Sicher werde ich stundenlang dort stehen müssen, bis alle Pässe kontrolliert wurden. Nicht, dass es Probleme gibt. Sicher will auch jemand prüfen, ob Flüchtlinge im Auto sind!?
An der Rast vor der Grenze will ich die Maut zahlen. „Momentan nur direkt an der Grenze“, sagt der Verkäufer. Noch einige andere deutsche Autos parken hier – auf dem Weg durch Österreich habe ich schon auffällig viele deutsche Autos gesehen. In Deutschland selbst habe ich auffällig viele Autos aus Ungarn und Umgebung gesehen, die meist nur mit einer Person besetzt waren. „Ob das alles Schlepper sind?“, habe ich mich oft gefragt … Glaubt man den Medien, ist das Schleppergeschäft ja im Moment eine boomende Einnahmequelle. Endlich da. Die Grenze erscheint vor mir – leer und offen. Auf beiden Seiten ist nicht viel los. Ich parke. Ein paar Menschen stehen an, um Geld zu wechseln oder Maut zu bezahlen. Hinter dem großen Haus ist es leerer. Ich zahle Maut für zehn Tage und fahre. Niemand wollte meinen Ausweis sehen, meinen Fahrzeugschein oder irgendetwas anderes. Niemand ist an meiner Einreise interessiert und vor allem ist nirgendwo etwas zu sehen, wegen dem die Grenze hätte dicht gemacht werden müssen.
Je mehr ich ins Landesinnere komme, desto mehr denke ich, dass sich die Medienberichte langsam bestätigen müssten. Etwas nervös bin ich, das Ganze jetzt in echt zu erleben. Der Sonnenaufgang sorgt seit einer Weile für fantastische Ausblicke. Ich sehe die Autobahn in beide Fahrtrichtungen und nein, nirgendwo sehe ich Menschen. Menschen, die dafür sorgen, dass Straßen gesperrt werden, weil es sonst zu gefährlich wäre. Sonne und Nebel wechseln sich imposant ab und sorgen zusammen mit gelb-grünen Feldern und Fernblicken für eine fantastische Stimmung. Bald halte ich an einer Rast, aber auch hier ist wider meinen Erwartungen alles ruhig und leer und nichts von einer Flüchtlingskrise zu sehen. Das geht so weiter bis Budapest. Es ist wahnsinnig früh am Samstag und kaum jemand ist unterwegs. Ein Flüchtling? Ach nein, da macht nur jemand Dauerlauf, um sich fit zu halten. Erst mal am Hotel parken. Erstes Ziel: Hauptbahnhof! Wieso? Weil mich das mit der Grenze jetzt neugierig gemacht hat. Weil in den Nachrichten während der Fahrt ständig berichtet wurde, dass Budapest kaum mehr weiter wisse vor lauter Flüchtlingen, dass sie ständig am Hauptbahnhof seien und von dort aus versuchten nach München zu gelangen. Weil ich in den Berichten bislang noch keine Wahrheit entdecken konnte.
Unterwegs zum Hauptbahnhof begegnen mir einige merkwürdige Gestalten, die am Vortag sicher zu viel gefeiert haben. Am Hauptbahnhof angekommen stehe ich vor einem leeren Platz. Vereinzelt sind Menschen unterwegs. Wo sind die Flüchtlinge? Ich betrete die Bahnhofshalle. Ein paar junge Backpacker kaufen Tickets. Noch ein paar andere Menschen. Kein Vergleich zu den Warteschlangen an einem deutschen Bahnhof in einer Großstadt. Ich bin überrascht! Zwar hatte ich immer in Betracht gezogen, dass es sich bei den Berichten um einen Sommerloch-Hype handelt und auch aus eigener Erfahrung weiß ich, wie gerne die Medien auch mal die Wahrheit verdrehen, aber so gar keine Flüchtlinge? Damit habe selbst ich nicht gerechnet! Ich gehe weiter, laufe den Bahnhof ab. Ich sehe nichts, das auch nur entfernt mit einer Überforderung der Stadt am Hauptbahnhof oder einem Flüchtlingsdrama zu tun hätte. Entweder haben die Helfer in kürzester Zeit so gute Arbeit geleistet, dass alle Flüchtlinge zum Zeit meiner Ankunft bereits abgereist sind oder die Medien haben absichtlich versucht ein Thema zu überdramatisieren. Dass ich kein Elend vorfinde, freut mich selbstverständlich, nicht hingegen freut mich allerdings, dass mir unter anderem in Deutschland ein solches Elend von den Medien offenbar fälschlicherweise suggeriert wird, das ggf. zu einem Ausnutzen der Hilfsbereitschaft führt.
Nachdem ich also normal mit dem geplanten Sightseeing-Programm weitermache, lässt es mir doch keine Ruhe und ich gehe nachmittags erneut zum Hauptbahnhof. Es sind jetzt natürlich mehr Menschen unterwegs, aber insgesamt ist es in der ganzen Stadt nicht mit den Menschenmassen anderer touristischer Städte am Wochenende zu vergleichen. Ich entscheide mich nun auch um den Bahnhof herum zu laufen, um sicherzugehen, dass ich nicht 5.000 Flüchtlinge einfach übersehe und einen falschen Eindruck habe. Rechts vom Bahnhof sehe ich tatsächlich auf einem kleinen Platz mit angrenzender Wiese einige Zelte, schätzungsweise 30 bis 50 Stück. Viele sind offen und was ich dann sehe, lässt mich tatsächlich für einen Moment sprachlos sein: „Die Frau sieht aus wie eine Putzfrau! Ist das eine Putzfrau? Haben die Flüchtlinge eigene Zimmermädchen?“
Insgesamt sind drei Personen mit blauen Putzhandschuhen damit beschäftigt, die Zelte zu kehren und säubern. Die ganze Situation erinnert mich massiv an das Betreten eines Hotelflurs, in dem gerade die Zimmer gereinigt werden, sofern nicht ein „Do not Disturb“-Schild aufgehängt wurde. Ich gehe um die Ecke und sehe zwischen den Zelten eine Gruppe von Flüchtlingen mit einigen Kindern. Mehr als 20 Personen werden es nicht sein. Es wird ihnen gerade etwas von einem jungen Mann erklärt. Ich drehe mich um und sehe mir noch einmal die surreal wirkende „Room Service“-Situation an. Beim besten Willen fällt mir leider keine andere Interpretation der sich mir bietenden Szene ein. Die eine Frau ist eben zum nächsten Zelt gegangen und kehrt nun dort. Nach ziemlich genau 24 Stunden in Budapest reise ich ab und tatsächlich habe ich nicht mehr von Flüchtlingen gesehen, außer noch einen Aufkleber „Refugees Welcome“ auf einer Brücke. Rund zehn Stunden bin ich fast pausenlos durch die Stadt gelaufen – etwa doppelt so viele Flüchtlinge habe ich gesehen.
Sorgen wegen der Grenze mache ich mir nicht mehr und tatsächlich muss ich auf der gesamten Tour nicht einmal meinen Ausweis vorzeigen. Nicht in Österreich, nicht in Ungarn und natürlich nicht in Deutschland – rege ich mich doch schon seit Jahren darüber auf, dass ich auf allen Reisen stets etliche Infos angeben und mein Gepäck durchsuchen lassen muss und Deutschland sich einfach nicht dafür interessiert, wer ins Land kommt. Nicht einmal in Ebola-Zeiten, in der mich jeder sonst fragte, ob ich zuletzt in Afrika war. Ich bin jetzt also nur noch mehr daran interessiert, die Glaubwürdigkeit der Medienberichte zu prüfen und fahre über München. 13.000 Menschen sollen am Samstag dort eingetroffen sein. München sei ja generell immer überfordert mit der Hauptbahnhof-Situation. Na dann! Im Radio kommt auf mehreren Sendern noch die Meldung, dass Salzburg mit Bussen und Zügen auf einen schnellen Weitertransport ankommender Flüchtlinge perfekt vorbereitet sei, sodass ihnen keine langen Wartezeiten entstünden. Direkt danach wird über das Umfrageergebnis berichtet, dass die Österreicher weniger begeistert von den Flüchtlingen im Allgemeinen seien, als angeblich zwei Drittel der Deutschen deren Aufnahme befürworte.
Ich fahre am Münchner Hauptbahnhof vorbei. Viele Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen am Rand. Krankenfahrzeuge ebenfalls. Aha! Hier passiert mehr! Ob das der Grund für die Leere am Budapester Hauptbahnhof ist? Ich parke in einer Seitenstraße und laufe zum Bahnhof. Dort stehen Busse. Busse des öffentlichen Nahverkehrs und ein Reisebus, alles hinter Absperrungen. An den Absperrungen stehen Menschen. Nicht übermäßig viele, aber schon einige. Links von den Bussen ist ein gelbes Zelt. Ich brauche ein paar Sekunden, um den Ablauf zu verstehen: Flüchtlinge werden mit ihrem Hab und Gut durch das Zelt geschleust und in die Busse geschickt. Die Polizei ist anwesend. Ich stehe weiter hinten und beobachte. Hinter mir höre ich eine Frau die anderen Menschen fragen: „Sind Sie Schaulustige oder spenden Sie auch? Weil wir spenden! … Sind Sie Schaulustige oder spenden Sie auch? Weil wir spenden!“
Schaulustige. Man weiß wirklich nicht so genau was hier passiert. Einige laufen mit Spiegelreflex von A nach B und versuchen das beste Flüchtlingsfoto zu machen. Ein Mann fotografiert durch die Busscheibe den Flüchtling, der seine vollgepackte Tasche auf dem Schoß hat, sein Smartphone hochhält und strahlend ein Selfie macht. Ein Moment, der sich in meinem Kopf einbrennt. Andere Menschen an den Absperrungen halten ihre Smartphones hoch und filmen, wie die Flüchtlinge in die Busse steigen. Wieder andere stellen eine Art Empfangskomitee dar, klatschen und winken den Flüchtlingen zu, die teils in heruntergekommener Kleidung und teils lässig in modernen Kapuzenpullis aus dem Zelt kommen. Lächelnd winken sie meist zurück. Verschüchtert kommen sie mir überraschenderweise nicht vor – so denke ich nämlich, würde ich mich fühlen, wäre ich gerade vor Krieg geflohen und müsste jetzt gaffenden Menschen wie in einem Zoo vorgeführt werden. Die meisten Menschen interessieren sich allerdings gar nicht für die Vorkommnisse und hetzen einfach beschäftigt an allen vorbei. Zwei Busse sind voll, ich gehe also zu den Gleisen.
Hier stehen auch Personen von Fernsehsendern mit professioneller Kameraausstattung. Es gibt einen Weg von einem Gleis zu einer abgesperrten Halle, die wohl schließlich zu dem gelben Zelt führt. Auch hier herrscht Konzertstimmung: Viele Menschen sind in der „ersten Reihe“ über die Absperrung gebeugt und wirken, als würden sie hier gleich ihren Lieblingsstar erwarten. Ich wandere ein wenig fassungslos hin und her. Würde ich nicht den Wunsch haben, über alles was ich sehe zu berichten, würde ich mir noch schäbiger vorkommen, als ich es mit der Kompaktkamera in der Hand eh schon empfinde. Am Rand im abgesperrten Bereich stehen riesige Kisten, sortiert nach Bananen, Marken-Keksen, Wasser. Begrüßungsgeschenke wohl. Offensichtlich werden die Ankommenden ja mit dem Allernötigsten versorgt … Ich schnappe von einem Polizisten etwas von „um kurz nach“ auf und mutmaße, dass dann ein Zug erwartet wird. Zu fragen traue ich mich nicht. Was soll ich auch schon sagen? „Wann kommen die nächsten Flüchtlinge?“ Sicher nicht.
Ich nutze die verbleibende Zeit und gehe zum Infobus um die Ecke. Er ist blau und steht direkt hinter den Bussen, mit denen Touristen überteuerte Stadtrundfahrten machen. Als ich mich nähere, komme ich aus dem Staunen kaum noch raus: die ganze Wand entlang stapeln sich menschenhoch die Schlafsäcke! Alles Spenden! Ebenso wie Isomatten, Wasserflaschen und andere Dinge. Jede Menge Menschen stehen um den Bus herum, gaffen, fotografieren, reden. Ich nutze die Gelegenheit und spreche mit einer Helferin. Ich erfahre, dass die Spenden hier gesammelt und dann zu den Aufnahmelagern gefahren werden. Dass es in der Nacht von Samstag auf Sonntag rund 5.000 Flüchtlinge gab (laut Radio waren es 4.000), die nicht in Notunterkünften untergebracht werden konnten, weil „München am Limit“ sei. Die Deutsche Bahn habe dann ein offenes Gelände für diese Personen zur Verfügung gestellt, auf dem die Feuerwehr Zelte aufstellte und alle schlafen konnten. Die Alternative Übernachtungsmöglichkeit wäre der Hauptbahnhof gewesen, weshalb ich das mal als nicht ganz so heldenhaft verbuche …
Ich frage, ob die Flüchtlinge sich selbst aussuchen können, wo sie hin möchten. Die Frau verneint, der Ablauf sei folgendermaßen: Wer ankommt entscheidet, ob er sich registrieren lassen möchte. Wenn ja, wird er medizinisch untersucht und ggf. versorgt und dann mit Bus oder Bahn in eine Unterkunft in Bayern oder einem anderen Bundesland gefahren. Wenn derjenige angibt, dass er hier irgendwo Familie habe, müsse er sich nicht registrieren lassen und könne eigenständig weiterreisen – zum Beispiel gratis mit der Deutschen Bahn, deutschlandweit. Das sei aber nicht so gerne gesehen, da dann niemand mehr einen Überblick habe, wer eigentlich eingereist sei und wo er sich aufhalte und, weil diese Menschen dann auch nicht eingangs medizinisch untersucht würden. Ob die Flüchtlinge dann in den Lagern bleiben müssen oder ob sie einfach gehen können, fragt eine Frau hinter mir. Nein, die werden natürlich nicht festgehalten und können auch einfach gehen, betont die Helferin.
Sie sagt weiterhin, dass München mit der Situation am Hauptbahnhof vollkommen überfordert sei. Ich frage, ob ich mir die Situation an Bahnhöfen in zum Beispiel Wien, Salzburg und Budapest auch so vorstellen könne. Sie betont, dass sie da ja nicht vor Ort sei, aber ja – dort würden die Flüchtlinge auch zu Tausenden an den Bahnhöfen stehen und tagelang hoffen, endlich weiterreisen zu können. Mit Erinnerung an meine Erlebnisse vom Tag zuvor in Budapest verabschiede ich mich also und kehre zurück zum Gleis. Der Zug hat Verspätung, höre ich einen Kameramann sagen. Ich nutze die Zeit, um mir einen Snack zu kaufen. Obwohl ich direkten Blick auf kistenweise Markenessen zur Begrüßung habe und die Selfie-Situation noch in meinem Kopf hämmert, fühle ich mich mies, mir dekadent einfach für 1,10 Euro eine Butterbrezel gekauft zu haben, wo andere ja eigentlich doch nichts haben. Langsam füllt sich der Bereich. Immer mehr Menschen wollen einen vollen Zug mit Flüchtlingen ankommen sehen. Ich fühle mich wie Abschaum, dass ich hier mittendrin stehe, was sich negativ auf meine Laune auswirkt. Schließlich kommt der Zug. Kameramänner und Fotografen rennen los, um die besten Fotos zu machen. Aus dem Zug steigen ganz normal Reisende und Flüchtlingsreisende. Eine neue Kategorie der Reisenden? Zu erkennen an ihren Tüten, in denen sie ihre übriggebliebenen Sachen mit sich tragen. Mehr als 50 Personen werden es nicht sein, die aussteigen und direkt in den Nachbarzug gesteckt werden.
50 Personen? Dafür der ganze Aufriss? Ich verstehe schon wieder die ganze Aufregung nicht. Niemand wurde durch den abgesperrten VIP-Roter-Teppich-Bereich an den Keksen und Bananen entlang zum gelben Zelt geführt. Nur das Gleis haben ein paar wenige Menschen überquert, um einen anderen Zug aufzusuchen. Von einem Drama oder einer Krise ist hier wieder nichts mitzukriegen. Die Kameramänner müssen näher ran, vermutlich um Nahaufnahmen zu machen, welche die Menge größer wirken lassen. Ich verstecke schnell meine Kamera in der Hosentasche und verlasse München. Im Radio höre ich bald die Meldung, dass Deutschland nun Grenzkontrollen an der Grenze zu Österreich eingeführt hat. Ob das jetzt stimmt oder nicht, kann ich leider nicht mehr beurteilen. Ich höre außerdem, dass der Münchner Hauptbahnhof wegen einem Sprengstoffhund, der bei einem alleinstehenden Koffer angeschlagen habe, gesperrt wurde. Stunden später heißt es, der Bahnhof sei wieder freigegeben, nachdem er gesperrt wurde, als zwei Männer versuchten, eine Bodenplatte anzuheben …
Vor einigen Wochen war ich zu Besuch in einer Stadt, die Erstaufnahmelager für Flüchtlinge besitzt. Dort kenne ich einige Menschen, die über Insiderinformationen verfügen, da sie durch ihre Berufe nah am Geschehen sind. Hier wurde mir von massiv angestiegenen Diebstahls-, Einbruchs- und Vergewaltigungsraten berichtet, die natürlich so niemals öffentlich gemacht würden. Obwohl ich diese Aussagen natürlich nicht nachprüfen kann – auch wenn ich die Quellen als glaubwürdig einschätze – haben mir diese Gespräche und meine Eindrücke aus Calais Anfang Juli ein ganz anderes Bild als das gezeigt, was ich in Budapest und München selbst sah. Viel Lärm um Nichts? Ich weiß nicht. Die Frage, die sich mir stellt, ist vor allem, was wer davon haben könnte, zu berichten wie katastrophal die Zustände an beispielsweise einem Budapester Bahnhof seien, wenn dort im Grunde niemand ist. Immerhin bin ich froh, dass ich mir von den Medienberichten keine Angst machen lassen habe, denn sonst hätte ich die Reise vielleicht doch noch – umsonst – abgesagt.
Ich habe zu wenig gelesen, um die gesamte Thematik zu überblicken und kann die Gesamtsituation daher kaum einschätzen oder mir erlauben mir eine Meinung zu bilden. Was ich sehe ist, dass einerseits in den Städten wohl negative Ereignisse totgeschwiegen werden und andererseits an den Bahnhöfen nicht vorhandene Ereignisse einen Hype erfahren. Ich frage mich, was Deutschland für einen Plan verfolgt und gehe rational davon aus, dass es Kalkül ist, von einer Aufnahmebereitschaft für eine Million Flüchtlinge zu sprechen, die im Endeffekt erst einmal Milliarden kosten. Es hat ja auch nichts mehr mit Nächstenliebe zu tun, alleine im September zehntausende Menschen ins Land zu lassen, ohne irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen, wie zum Beispiel verpflichtende Registrierungen und Identitätsüberprüfungen oder aber mindestens verpflichtende medizinische Checks, zu treffen. Flüchtlingskrise in Europa – neuerdings scheinbar auch Solidaritätskrise genannt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und inwiefern sich zukünftig die Medienberichte mit der Realität decken …
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