Mit Partner oder Familie in den Urlaub. Klingt für die meisten Menschen erst mal gut. Die Realität sieht aber oft anders aus, wie meine Zeit in Abu Dhabi nochmal eindrucksvoll bestätigt hat …
Ich verbringe ausnahmsweise einen Großteil meiner Zeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten in der 5-Sterne-Hotelanlage mit Privatstrand und sehe weniger von der Stadt, als ich das sonst auf meinen Reisen mache. Somit bleibt jede Menge Zeit, meine Mitmenschen zu beobachten und ich freue mich von Minute zu Minute mehr, mich kurz vor der Super-Last-Minute-Buchung gegen eine Begleitung entschieden zu haben und alleine gereist zu sein. Genervt bin ich von der Fraktion der „Urlauber“ aber generell, denn mit 0815-Tourismus kann ich eigentlich gar nichts anfangen …
Im kristallklaren Meer, das kaum jemanden zu interessieren scheint, sieht man halbnackte Frauen, die ihren Hintern nur mit drei Strichen bedecken und auf Luftmatratzen zur Schau stellen. Ihre teils sichtbar optimierten Oberkörper bedecken sie mit zwei kaum erwähnenswerten Dreiecken. Es zeigen sich zwischendurch junge, meist schlecht trainierte Männer, die ihre Freundinnen im Wasser als Gewicht für Kraftsport verwenden, um sie anschließend mit dem Smartphone verschwindend auf der Liege unter dem Sonnenschirm zurückzulassen. Außerdem sieht und hört man ein paar Familien, deren Köpfe im Kreis aus dem Wasser gucken und die oberflächlich politische Themen anreißen sowie Freundinnen, die wie gestrandete Wale auf dem Bauch am Ufer liegen und schweigend ihre meist schon roten Körper mit Wasser überspülen lassen.
Der Pool ist ganztägig wesentlich besser besucht. Hier tummeln sich laute Kinder, deren Geschrei über das gesamte Gelände schallt. Ansonsten sieht man viele Menschen aller Ethnien und Altersklassen, deren Körper die Farbe von Hummer angenommen haben. Egal zu welcher Tages- und Nachtzeit: meist starren sie auf ihr Smartphone. Manchmal ist ihr Blick auch auf ein Buch gerichtet, teils schlafen und ganz selten reden sie. Im Pool findet man überwiegend eng umschlungene Paare, die unter Wasser vermutlich mit ganz anderen Dingen zugange sind. Kurz vor der frühen Schließung des Pools um 20 Uhr finden auch noch ein paar wenige Sportler den Weg ins warme Nass und ziehen zwischen Vätern, die ihre Söhne routiniert oder genervt in die Luft stemmen und ins Wasser fallen lassen, eifrig ihre Bahnen.
Sieht man sich beim Frühstück oder in der Lobby um, trifft man fast nur auf Gesichter, die ihren Blick aufs Smartphone wenden. Eigentlich kein Wunder: Wer den Partner sonst nur in den Abendstunden oder an Wochenenden sieht, ist schnell überfordert wenn es heißt, zwei Wochen nicht von der Seite des anderen zu weichen. Nicht umsonst sind Urlaube für viele Trennungen verantwortlich. Auch die Eltern scheinen im Paradies angekommen zu sein: Die genervten Blicke sprechen fast mehr Bände, als die eindringlichen und aggressiven Worte am Nachbartisch beim Frühstück, dass irgendeine Angry-Birds-Sache ohne Internet jetzt „verdammt nochmal nicht geht“. Wenn übrigens nicht sofort aufgegessen wird, geht’s heute auch nicht an den Pool, droht die Mutter mehr verzweifelt als beeindruckend und nein, um Himmels Willen, in einem Restaurant lege sich jetzt auch niemand auf den Boden zum Schlafen! Was Kinder doch für ein Segen sind …
Ich selbst, als Alleinreisender, beginne meinen Tag übrigens wann ich Lust dazu habe und snooze zeitweilen auch mal drei Stunden – wenn überhaupt ein Wecker gestellt ist. Ich frühstücke auch mit zwischenzeitlichem Blick aufs Smartphone, weil es nur in Lobby und im Restaurant gratis WLAN gibt und ich mich zu anderen Zeiten dort nicht großartig aufhalten will. Niemanden stört‘s, denn niemand sitzt neben mir. Ich gehe wann ich will, wohin ich will – völlig selbstbestimmt. Ich spreche mich mit niemandem ab. Ich habe ausreichend Zeit zum Arbeiten und zum Trainieren – oder um nichts zu machen. Ich gestalte meinen Abend wie es mir gefällt und mache das Licht aus, wenn mir danach ist. Keine Kompromisse, keine Unruhe, kein Streit.
Ich kenne das Argument, dass ich dafür aber auch tolle Momente und Erfahrungen mit niemandem teilen könne. Ich sehe das anders: Beim Frühstück habe ich Zeit mich auszutauschen und den Menschen zu schreiben, denen ich schreiben will. Ich schicke Fotos und lasse sie damit auch teilhaben. Dank Internettelefonie kann ich außerdem abends auch mit ausgewählten Personen persönlich reden und dabei auf einer Liege am Pool das subtropische Klima genießen. Wenn man sich denn so sehr fehlt, dass man es die paar Tage nicht ohne die Stimme des Gegenübers aushält.
Außerdem gibt es auch einfach Dinge im Leben, die man nicht teilen muss, damit sie gut sind oder besser werden. Alleine reisen ist ja gerade so gut, ob der Sache an sich. Behalte mal mehr für Dich! Begib Dich alleine auf Reisen! Wenn du dafür offen bist, wirst du spätestens vor Ort jede Menge interessanter Menschen kennenlernen. Wenn nicht, werden Dich die Menschen in Ruhe lassen. Trau Dich und setze Deinen eigenen Traumurlaub für Dich alleine um, denn Du hast nichts zu verlieren! Und am Ende sind es jene Dinge, die wir nicht gewagt haben, die wir bereuen …
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