Ich liebe Schlafen! Ja, wirklich. Das übrigens nicht nur, weil Schlaf seit Längerem definitiv zu kurz kommt und ich teils innerhalb einer Woche nur um die 25 Stunden insgesamt schlafe. Man gewöhnt sich ja auch an Schlafmangel, aber optimal wären für mich sicherlich neun bis zehn Stunden pro Tag. Dafür habe ich keine Zeit, hätte aber auch absolut kein Interesse daran, mein Leben zu verschlafen und es ist ja alles immer eine Frage der Prioritäten. Viel lieber habe ich wenige Stunden lang einen erholsamen Schlaf, starte mit einem Workout in den Tag und erledige dann alles andere. Nachdem ich lange Zeit rund ein Drittel des Jahres in Hotels verbrachte, weiß ich nun, wo ich meinen besten Schlaf finde …
Es ist Mitte Januar. Ich werde auf der linken Seite liegend wach, meine Beine sind angewinkelt. Mir ist warm, echt warm. Die Federdecke ist unglaublich „fluffy“ und komplett über mich gezogen. Mit 220 x 240 cm ist sie riesig und da ich sie wie einen Taco gefaltet habe, auch unter mir. Alles ist fluffy, alles ist gemütlich. Ich drehe mich auf den Rücken und strecke meine Beine aus. Greife zum Smartphone, das links von mir im „Taco“ liegt und sehe auf die Uhr. Es ist schon nach 11. Ich muss aufstehen, denke ich, auch wenn ich weiß, dass ich nach einer langen Nacht in der Bar erst um 4 Uhr hier angekommen und ins Bett bin. Ich war so müde, ich schlief direkt ein, nachdem ich mich in die extrem schnell warm werdende Decke gelegt habe, die mir die gemütlichste Unterlage aller Zeiten bietet.
Durch das offene Fenster höre ich ein paar Stimmen in der Ferne. Vermutlich Wanderer, denn in unmittelbarer Nähe zu mir befindet sich ein wunderschöner See mit Wanderwegen und Strandabschnitten. Ich sah ihn in seiner türkisfarbenen Pracht am gestrigen Morgen kurz, als ich zum Rand des Parkplatz lief und mir die Infotafeln zur Umgebung ansah. Ich greife den Rand der Bettdecke, strecke vorsichtig meinen Kopf hervor und hebe ihn an. Die Sonne blendet mich durch die kahlen Bäume, die im Gegenlicht und unter schmutzig-blauem Himmel mehr schwarz als braun erscheinen. Ich spüre, wie sich mein Mund zu einem Lächeln formt. Glücklich lege ich meinen Kopf wieder auf dem Kissen ab. Ich bin mir bewusst, dass nicht jedem ein solcher Ausblick am Morgen vergönnt ist. Ich bin mir bewusst, dass nicht jeder an solche Orte gelangt, an denen ich mich aufhalte. Ich bin dankbar.
Ich liege noch einige Minuten, den Ausblick genießend, beantworte Nachrichten, die mich während meines kurzen aber erholsamen Schlafs erreicht haben und ziehe mich schließlich um. Dann setze ich mich neben meinen Taco und klappe ihn wieder so zu, wie ich es jeden Morgen mache. Ich klettere nach links, ziehe meine Schuhe an, öffne ich die Fahrertür, steige aus und atme in der Sonne auf dem Parkplatz stehend tief ein. Ich lächle. Wohl wissend, was all jene verpassen, die mich immer mit ihrem Unwissen und ihren nicht selbst validierten Sprüchen nerven, dass im Auto Schlafen scheiße und unbequem sei.
Mit dem Auto bin ich so frei, wie sonst nie. Ich muss nirgendwo einchecken, durch keine Sicherheitskontrolle, keine Zeiten vor der eigentlichen Abreise einhalten und an den naheliegenden Ländergrenzen meist nicht mal einen Ausweis zeigen oder gar halten. Ich muss nur tanken. Ok, „nur“ ist bei rund 80.000 km in einem Jahr sicher das falsche Wort, aber hey! So viel Freiheit gibt’s halt auch nicht geschenkt. Wenn ich nicht gerade Termine habe, kann ich mich ins Auto setzen und losfahren. Planlos. Mit Plan. Egal. Oder ich sehe mir eine Landkarte an und entscheide spontan, wo ich hinfahren will.
Wenn ich nicht mehr fahren will, halte ich an und bleibe wo ich bin. Wenn ich müde bin, lege ich mich in meinen Taco und schlafe. Einfach so, jetzt und hier. Ganz egal wo. An Raststätten, in Gewerbegebieten, an Tankstellen, auf Parkplätzen im Wald und manchmal sogar am Straßenrand, mitten in Innenstädten oder vor Erotikshops auf einem Autohof. Ich wache an Orten auf, die andere nie sehen oder an denen sie nur vorbei hetzen. Meist weiß ich beim Einschlafen nicht, welche Aussicht sich mir morgens bieten wird und sehr oft erlebe ich atemberaubende Wow-Momente. Ich sehe hügelige, grüne Landschaften, Tiere aus der Nähe, das Meer, wunderschöne Sonnenaufgänge. Ich genieße, wie die Sonne das Auto aufheizt, erfreue mich an angenehmen Regengeräuschen von der Seite und störe mich zugegebenermaßen an prasselndem Regen von oben. Ich staune über von innen gefrorene Scheiben und fühle mich so wohl in meiner dennoch so warmen Decke. Vor allem aber belächle ich die Sprüche der Unwissenden, wobei meine Top 3 die folgenden sind:
- Waaaaaaas? Du schläfst im Auto? Bist Du verrückt?
- Es ist viel zu kalt, um im Auto zu schlafen! Da erfriert man!
- Im Auto schlafen ist scheiße! Und absolut unbequem!
Fakt ist doch: Wer über das Schlafen im Auto negativ urteilt, hat es erfahrungsgemäß noch nie gemacht. Also ja, vielleicht mal auf einer langen Strecke, vermutlich als Beifahrer während der Fahrt, mit ständig gen Boden knickendem Kopf. Vielleicht auch im Rahmen einer langen Fahrt, vollkommen übermüdet und ohne Decke auf dem leicht nach hinten geklappten Fahrersitz für 30 Minuten mit Wecker. Klar, das würde mir auch keinen Spaß machen. Darum habe ich für lange Strecken als Beifahrer schon vor Jahren das „Auto-Schlafkissen“ eingeführt, das immer dabei war. Inzwischen habe ich den gesamten Schlafprozess professionell gestaltet. Und es ist wirklich ein einmaliges Gefühl, wenn ich heute irgendwo hinfahre und weiß, dass ich jederzeit einfach im Auto schlafen kann, da alles Notwendige vorhanden ist. Denn erfahrungsgemäß ist im müden Zustand selbst die Hotelsuche absolut furchtbar und je nach Ort sogar langwierig und ernüchternd.
Im Auto schlafen ist scheiße? Keinesfalls! Nicht, wenn man es richtig macht. Dann ist es das größte Vergnügen überhaupt, jedenfalls wenn man an maximaler Freiheit interessiert ist. Mein Polar Loop Armband bestätigt übrigens, was ich seit langer Zeit behaupte: den erholsamsten Schlaf finde ich im Auto. Dort komme ich auf zwischen 85 bis 91 Prozent erholsamen Schlaf pro Nacht, statt in jeglichen Betten in Wohnungen oder Hotels nur auf meist zwischen 79 und 84 Prozent. Solltest Du es noch nie probiert haben, teste zum Beispiel im Frühjahr mal im Auto zu schlafen. Hier findest Du meine ultimativen Tipps für wundervolle Nächte im Auto.
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