Im ersten Teil habe ich bereits berichtet, dass ich mich 2016 spontan zu einem Kurztrip mit dem Auto nach Andorra entschied. Bevor der Weg also weiter nach Barcelona führte, verbrachte ich zwei Tage in dem traumhaften europäischen Zwergstaat, der für mich als echter Geheimtipp gilt. Ich bekam auf meinen ersten Beitrag hin einige geschockte Reaktionen, wie man nicht wissen könne, was und wo Andorra ist. Mit einer Grenze zu Frankreich von nur rund 57 km Länge und einer Grenze zu Spanien von nur rund 64 km Länge gebe ich zu, ist der Staat wirklich sehr klein. Ich finde aber auch, dass man zumindest grob wissen sollte, wo er ist. Daher ist am Ende des Beitrags eine Länderkarte zu sehen, auf der Andorra markiert ist.
Auch der zweite Tag in dem traumhaften kleinen Staat war ein sonniger Tag. Früh morgens ging es nach einem sehr guten Frühstück im am Vortag spontan gebuchten 4-Sterne-Hotel in El Tarter schnell wieder auf die Straße, um noch möglichst viel zu sehen.
Nach einem Besuch einer kleinen alten Kirche und zwei Pferden, die diesmal nicht freilebend waren, sondern auf einem Hof am Rande einer Straße standen, ging es Richtung Spanien, da ich noch ein schön zu fotografierendes Länderschild finden wollte. Mission erfüllt, denn der grüne Hintergrund eignete sich doch bei Weitem besser, als ein Gebäude am Vortag.
Nach einem kurzen Blick auf das Kartenmaterial entschied ich mich, auf den Berg namens Collada de la Gallina zu fahren. Gestartet bin ich dazu in Sant Julià de Lòria. Die Strecke wird für Fahrradfahrer als sehr schwierig beschrieben und auch das Auto hatte stellenweise mein Mitleid.
Auf unter zwölf Kilometern Strecke überwindet man hier bis zum höchsten Punkt rund 1.000 Höhenmeter und befindet sich am Ende etwa 1.900 Meter über dem Meeresspiegel. Die Steigung liegt bei durchschnittlich 8,3 Prozent, teils beträgt sie sogar 9,5 Prozent. Generell gibt es verschiedene Wege, den Berg wandernd, per Fahrrad oder Auto zu erklimmen – es lohnt sich allemal.
Wenn man in Andorra eine solche Strecke fahren möchte – wozu ich dringend rate -, dann sollte man genug Zeit einplanen. Zeit wofür? Zeit fürs Anhalten. Fürs Fotografieren, fürs Stehen und Genießen. Zeit zum Dasein. Dafür ist man ja schließlich da – und nicht, um von einem Ort zum nächsten zu hetzen. Andorras Fernblicke und Stille sollte man aktiv wahrnehmen und erleben. Ich hatte zum Beispiel die ganze Zeit das Internet ausgeschaltet.
„Was sind das eigentlich für Berge?“, wurde ich nach meinem Trip gefragt. Es sind die Pyrenäen. Dabei handelt es sich um eine etwa 430 km lange Gebirgskette, die mehrheitlich entlang der Staatsgrenze zwischen Frankreich und Spanien verläuft und somit eben auch Andorra umfasst. Während der höchste Berg der Pyrenäen über 3.400 Meter hoch ist, ist der höchste Berg Andorras immerhin 2.942 Meter hoch.
Nachdem ich auf dem Collida de la Gallina noch ein wenig umherwanderte und einfach nur die Ruhe genoss, führte mich der Weg etwas später wieder hinab. Immerhin war ich abends noch in Barcelona zum Essen verabredet und hatte somit noch eine längere Fahrt vor mir …
Nach einigen kurzen Zwischenstopps, um doch noch einen kleinen Snack für die Fahrt zu organisieren und selbstverständlich zu unschlagbar günstigen Preisen das Auto vollzutanken, ging es dann also über die mautfreie und zumindest zu Beginn traumaft schöne Strecke nach Barcelona in Spanien.
Ich bin wahnsinnig froh, dass ich mich nach langem Aufschieben dann doch noch für die Fahrt nach Andorra entschieden habe und zwei viel zu kurze Tage im Zwergstaat verbringen durfte. Ich möchte definitiv nochmal nach Andorra reisen, denn das war einer der wenigen Orte, den ich auch gerne mehrmals sehen würde.
Jedem, der auf der Suche nach tollen Landschaften und atemberaubenden Fernblicken ist sowie sich Ruhe und ein Entdecken jenseits des 0815-Tourismus wünscht, kann ich einen Ausflug nach Andorra nur dringend ans Herz legen. Der September oder Oktober scheinen eine ideale Reisezeit zu sein – vor allem hinsichtlich Klima und Preis.
Noch ein paar Fakten zu Andorra: Der Staat ist nicht Mitglied der Europäischen Union, genießt jedoch einen Sonderstatus. Seit 2002 wird in Andorra mit dem Euro bezahlt. Es gibt insgesamt nur 269 Kilometer Straßen in dem kleinen Staat, darunter keine Autobahnen und für Besucher ganz wichtig: in den Bergen hat immer Vorfahrt, wer bergauf fährt! Und Achtung: Wer Andorra am 8. September bereist, kann nicht günstig einkaufen gehen, denn an diesem Tag ist der arbeitsfreie Nationalfeiertag.
Kommentar verfassen