Hamburg. Meine frühere Liebe. Sehr oft zog es mich ab meiner späten Jugend in die graue, kalte und verregnete Hansestadt im Norden der Republik. Irgendwann war vorbei, was wir hatten. Wir lebten uns einfach irgendwie auseinander, ich hing wieder zunehmend an Köln sowie wenigen anderen Orten und man ging langsam getrennte Wege. Das Grundgefühl blieb: ich vergaß Hamburg nie. Wann immer ich da war, waren die Erinnerungen da, wenngleich irgendwie verblichen. Über den Dächern auf die Binnenalster blicken, mit einem Alsterwasser in der Hand. Hamburg war stets vom Begriff Freundschaft geprägt. Momentan wohne ich in Schleswig-Holstein, meinem freiwilligen Exil. Eigentlich verbot ich mir vorab, während meines Aufenthalts gen Süden zu fahren, weil ich mich dem Bundesland selbst und Skandinavien widmen wollte … Aber dann war die Anziehung zu groß, die Distanz zu klein und so kam es dann doch irgendwie zum „Sex mit der Ex“ …
Noch nie lebte ich so hoch im Norden, wie aktuell. Ist für deutsche Verhältnisse auch kaum zu toppen, immerhin befinde ich mich nur ein paar Minuten von Dänemark entfernt. Wie verloren und abgeschnitten ich mich so hoch im Norden oft fühle, darüber habe ich bereits geschrieben. Der Plan war wirklich, für die gesamte Dauer nicht in Richtung Süden zu fahren. Dort bin ich ja sonst oft genug. Nachdem ich nicht mehr krank ans Bett meiner Ferienwohnung gefesselt war, hatte dieser Plan aber nur genau einen Tag Bestand und schon fand ich mich in Hamburg wieder …
Da war sie wieder. Meine Stadt. Die Stadt, die ich vor meinem Einzug in Schleswig-Holstein zuletzt besuchte. Die Stadt, in der ich mich einen Tag lang von dezenter Nostalgie treiben ließ. Bei den ersten beiden Besuchen nach meinem Einzug, gegen die ich mich aufgrund meines nur-nach-Norden-fahren-Vorhabens eigentlich wehrte, war alles noch ziemlich verhalten. Beim dritten Besuch allerdings war alles wieder da. Wie ein Schlag ins Gesicht. Spätestens als ich in der Dunkelheit auf die Binnenalster blickte, waren alle Erinnerungen zurück. Und heute wirkt alles, als wäre es gestern gewesen. Oh, Hamburg!
Es ist passiert, die alte Verliebtheit ist zurück. Vor meinen Exil-Nord-Aufenthalt war ich im vergangenen Dezember zuletzt für einige Tage in Hamburg. Jetzt ist das Gefühl wieder da. Hamburg lässt mein Herz höher schlagen und zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht. Ganz ähnlich wie Hongkong, wo ich leider nur einmal war. Inzwischen war ich etliche Male in Hamburg. An manchen Tagen fahre ich einfach kurz hin, um in einer meiner Lieblingsbars zu sitzen und zu arbeiten. Ich weiß, dass es nur eine Phase ist. Ich weiß, dass wir uns wieder entfernen werden, sobald meine Zeit in Schleswig-Holstein beendet ist. Umso mehr versuche ich aber jetzt die Nähe zu Hamburg zu nutzen und mich neben der Nostalgie auch den neuen Erlebnissen und Gefühlen in meiner so vertrauten Stadt hinzugeben. Wieso? Weil Pläne zwar super sind, aber im Endeffekt kein Verlass auf sie ist. Keiner hat kommen sehen, dass ich so viel Zeit in Hamburg verbringen würde. Es macht aber gerade für mich Sinn, weil es sich gut anfühlt – und das ist es doch, was am Ende des Tages zählt …
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