Reisetypen finde ich generell recht spannend, weshalb ich nun an der entsprechenden Blogparade teilnehme. Spontan fallen mir zum Thema so Sachen ein wie Backpacker, Luxusreisende, Individualreisende und Pauschalreisende. Eine kurze Recherche zeigt, dass diese Einfälle aber super langweilig sind und es inzwischen viel „coolere“ Reisetypen gibt, die abgefahrene Namen haben und einer Erklärung bedürfen. Also gut: ich steige mal tiefer ins Thema ein und finde vielleicht noch was über mich selbst heraus …
Bekannte oder sich mehr oder weniger selbst erklärende Reisetypen sind zum Beispiel die folgenden: Städtereisende, Pauschalurlauber, Strandurlauber, Partyurlauber, Wellnessurlauber, Familienreisende, Gewohnheitsurlauber, Freundschaftsreisende, Alleinreisende, Gruppenreisende, Reisepartnerurlauber, Backpacker, Zugreisende (Interrailer), Luxusreisende, Natur- und Outdoorreisende, unkonventionelle Entdecker, Funreisende, Actionreisende, Fotoreisende und Kulturreisende. Generell könnte man das dann noch weiter unterteilen und die Reisenden in folgende Schubladen stecken: Planungsfreaks, Unselbstständige, Geizkragen, Angsthasen und Hyperaktive. Ganz allgemein muss man vielleicht sogar erst einmal in Reisende und Urlauber unterscheiden? Vermutlich ja, wird hier aber zu ausschweifend. Also was gibt es jetzt für hippe und neue Reisetpyen? Da ist zum Beispiel der Flashpacker, der Obligation Meeter, der Social Capital Seeker, der Cultural Purist, der Simplicity Searcher, der Reward Hunter und der Ethical Traveller. Da hat aber jemand mit Begriffen um sich geschlagen. Also was soll das alles sein?
Der Flashpacker ist Im Grunde genommen das Nachfolgemodell des Backpackers. Reist mit dem Rucksack und schleppt Dinge wie Laptop, Tablet, teure Kamera mit sich rum. Nächtigt vielleicht sogar in Hostels, dann aber im Einzel- oder Doppelzimmer und hat mehr Geld zur Verfügung beziehungsweise ist bereit mehr Geld auszugeben, als ein Backpacker. Flashpacker sind also auch preisbewusste Individualreisende, die aber mehr Ansprüche an ihre Reisen stellen. Beim Obligation Meeter haben wir es mit einem Geschäftsreisenden zu tun, der seine Urlaubsaktivitäten um seine Geschäftstermine herum legt und die Arbeit somit mit Spaß verbindet. In der Schublade des Social Capital Seekers steckt jemand, der sich gerne selbst darstellt und seinem Umfeld zeigen möchte, wie bereist und toll er ist. Wichtig ist ihm vor allem, dass stets genügend Menschen seine Reisen verfolgen.
Beim Cultural Purist handelt es sich um eine besonders anspruchsvolle Person, die meist gebildet und selbstbewusst ist. Derjenige möchte in fremde Kulturen eintauchen und Neues lernen. Der Simplicity Searcher ist Im Grunde genommen mit dem Pauschaltouristen und vielleicht auch mit dem Gewohnheitsurlauber oder Angsthasen zu vergleichen. Das Reisebüro ist die erste Wahl, da hier alles einfach und sicher ist (oder wirkt). Hinter dem Reward Hunter verbirgt sich ein Luxusreisender, der auch von Wellnessurlauben nicht abgeneigt ist. Er ist bereit viel zu zahlen, erwartet aber auch viel von seinem Urlaub. Was exklusiv und außergewöhnlich ist, spricht ihn an! Reisen mit gutem Gewissen – das findet sich in der Kategorie des Ethical Traveller. Wer zu diesem Reisetyp zählt, achtet auf Umwelt und Politik im zukünftigen Reiseland und ebenfalls darauf, wie die Ausgaben der Wirtschaft vor Ort zugute kommen.
So weit, so gut. Was hat das alles jetzt mit mir zu tun? Bislang habe ich mich nie wirklich in einer bestimmten Schublade gesehen und auch das Lesen oder Schreiben der Definitionen hat mich jetzt nicht besonders angemacht. Mal der Reihe nach … Städtereisen sind gut, langweilen mich aber auch schnell. Im Grunde findet man in einer Stadt doch auch immer wieder das gleiche und nur wenige Dinge stechen mal hervor. Städtelärm nervt mich außerdem! Pauschalurlaub habe ich genau einmal gemacht und zwar auf den Malediven. War soweit ok, muss aber auch wirklich nicht sein. Strandurlaub geht immer!? Weiß ich nicht. Wie es ist, am Meer zu wohnen, darüber habe ich schon berichtet. Wenn ich in Atlanta lebe, fahre ich immer mal gerne für einen Tag ans Meer, aber ausgiebige Strandurlaube würden mich auch eher langweilen. Partyurlaub und Wellnessurlaub kenne ich nicht und das möchte ich auch nicht ändern. Gewohnheitsurlaube. Hm. Tatsächlich verbringe ich jedes Jahr eine längere Zeit in den USA und vor allem in Atlanta. Die Stadt ist ein vertrauter Fleck geworden, an dem ich gerne bin und inzwischen auch viele nette Menschen kenne. Von dort aus besuche ich gerne andere Menschen, die ich in den USA kenne. Abgesehen davon gibt es aber kaum Orte, an die ich gerne ein zweites Mal möchte, weshalb ich mich in dieser Kategorie auch weniger sehe.
Freundschaftsreisende. Ich reise tatsächlich gerne mit Freunden, wenn es eben von den Vorstellungen eine Reise betreffend passt. Nicht mit jedem Menschen kann man jede Reise machen. Alleinreisende – ja, in dieser Kategorie halte ich mich gerne auf. Ich liebe es, alleine unterwegs zu sein und erfreue mich immer wieder daran keinerlei Kompromisse eingehen zu müssen und alles so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle. Nichtsdestotrotz fehlen hier eben auch die Einflüsse anderer, durch die man Dinge erleben würde, die man von sich aus nicht macht. Da ich sowohl alleine, als auch zu zweit oder mit mehreren Menschen verreise, kann ich mich auf solch eine Kategorie aber nicht festlegen. Gruppenreisen habe ich noch nie getestet, kann mir das aber auch kaum vorstellen. Zu sehr mag ich meine eigene Planung. Reisepartnerurlauber sind Menschen, die mit Fremden verreisen, die eben nur als Reisepartner dienen. Gar nicht meine Welt! Die Backpacker … meine erste wirkliche Rucksackreise habe ich mit dem Around-the-World-Ticket in 2014 gemacht. Das ging dann aber wohl auch eher Richtung Flashpacking, da ich vor allem in Hotels wohnte und auch mit Mietwagen unterwegs war. Dasselbe gilt für den Jakobsweg, auf dem ich Hotels den Herbergen vorzog.
Interrail ist eine Sache, über die ich schon lange nachdenke, die mir im Grunde aber einfach zu teuer ist. Das liegt wohl daran, dass ich Bahnfahren nicht leiden kann und lieber fliege. Innerhalb Deutschlands nutze ich (wenn es anders nicht geht) die Bahn – und bin schon auf 180, wenn ich daran denke. Also bin ich wohl auch kein Zugreisender. Luxusreisen waren noch nie was für mich. Klar, ich liebe Hotels und zwischendurch dürfen es auch mal fünf Sterne sein. Das zähle ich dann aber nicht als Luxusreise, da ich sonst stets preisbewusst und günstig reise und solche Hotels eine Ausnahme sind. Ich käme beispielsweise auch nie auf die Idee im Flugzeug für Business Class zu zahlen, da es am Ende ja doch nur ein paar Stunden sind und das so schon passt. Dann fliege ich lieber ein paar Mal öfter, statt mein Geld sonst auch gleich verbrennen zu können. Die Schublade Natur- und Outdoorreisende wird zunehmend attraktiver für mich. Noch vor einigen Jahren hätte man mich damit vermutlich jagen können und auch heute bin ich kein wirklicher Naturfreund – ich liebe aber tatsächlich stundenlanges Umherlaufen und atemberaubende Landschaftsblicke. Beides lässt sich gut mit Natur und Outdoor verbinden – Dinge wie Zelten und Co. kämen aber nach wie vor nicht für mich in Frage.
Ein unkonventioneller Entdecker bin ich sicher nicht im Sinne des Erfinders. Zwar liebe ich es jenseits der touristischen Gegenden umherzustreifen, aber aufgrund meiner Outdoor-Übernachtungsabneigung bleiben mir doch viele Orte verschlossen. Ich arbeite daran! Funreisende … im Grunde sollen all meine Reisen Spaß machen. Meist klappt das – sehr selten kommen dann viele weniger schöne Dinge zusammen, sodass ich tatsächlich keine Lust habe oder mir ein Ort einfach gar nicht zusagt. Spaß ist in meinem Verständnis dann aber so weit gefasst, dass ich am Ende einfach zufrieden mit einer Reise sein muss. Action sehe ich bei meinen Reisen eher weniger, wobei ich auch hier über einen Wandel nachdenke. Ausreichend für eine Action-Bezeichnung wären in meiner Welt schon Helikopterflüge, Ziplines, House-Running, Jet-Ski-Fahren und Ähnliches. Während ich Helikopterflüge wann immer möglich mache, musste der Rest fast immer warten. Kommt noch! Fotos auf Reisen: absolut. Heute nur noch selten mit professioneller Ausstattung, da ich mehr Wert auf leichtes Packen lege. Kultur … ich gebe es zu – mich interessieren Museen und Co. wirklich gar nicht. Gerne gehe ich mal in Musicals oder Theaterstücke und Konzerte besuche ich auch gerne mal. Ansonsten bin ich kulturell aber eher weniger interessiert beziehungsweise schaue mir Bauwerke unglaublich gerne von außen an – was Innenräume oder Geschichte angeht, ist das aber tatsächlich und mit nur wenigen Ausnahmen nicht mein Fall.
Was sonst noch? Ach ja. Planungsfreaks. Bis zum Around-the-World-Ticket habe ich tatsächlich immer extrem viel geplant und mir angesehen, was ich vor Ort alles machen will. Ausdrucke, digitale Unterlagen, etc. Diese Reise war dann aber so riesig und so kurzfristig, dass für Planungen kaum Zeit blieb. Vor Ort dann die mega Überraschung: geht ja auch so – ziemlich gut sogar! Seitdem habe ich Planung also ziemlich abgelegt und sehe mich auch in dieser Kategorie nur noch bedingt. Hotels buche ich immer noch (wenn auch schlechter recherchiert) und dasselbe gilt für Flüge und Mietwagen. Vor-Ort-Aktivitäten finde ich aber meist erst im Hotel raus, wobei ich mich seit Frühjahr 2015 auch gerne über eine Pinterest-Suche zum Zielort inspirieren lasse. Über die Kategorie der Unselbstständigen muss ich wohl nicht sprechen – da falle ich in keinem Fall rein. Geizkragen ist ja auch wieder eine Definitionssache. Ich sehe es für viele Dinge nicht ein, Geld auszugeben. Früher habe ich mich tatsächlich auch immer wie verrückt über gratis Essen gefreut – das hat stark abgenommen und ich würde nichts mehr essen, nur weil es gratis ist.
Die Angsthasen … vor allem wenn große persönliche Erwartungen an eine Reise geknüpft sind, finde ich mich tatsächlich in dieser Kategorie wieder. Das muss nicht einmal ein Land oder ein Ort sein, an dem ich noch nie war – das kann auch ein vertrauter Ort sein, an dem ich ein Event besuche über das ich möglichst gut oder umfangreich berichten möchte. Diese Tatsache kann mich leider und glücklicherweise sehr selten in „Ich bleibe einfach hier“-Zustände versetzen, die einige fantastische Menschen um mich herum dann schnell auffangen und abpuffern können. Danke dafür! Hyperaktiv ist auch wieder so eine Sache und bei Reisen mit anderen auch teils ein Diskussionsthema. Wenn ich nur kurz an einem Ort bin, klingelt tatsächlich teils um 5 Uhr morgens der Wecker. Nicht für jeden ist das eine Art zu Reisen, das ist mir klar. 70 Kilometer in 2,5 Tagen zu laufen ebenso nicht. Ich habe sonst aber das Gefühl meine Zeit vor Ort nicht genutzt zu haben. Von den neuen und hippen Kategorien passe ich wenn dann eher in den Obligation Meeter, aber auch nicht so richtig. Aber was bin ich dann jetzt für ein Reisetyp?
Ich versuche meist möglichst viel in nicht allzu viel Zeit zu packen und mir anzusehen, was es gibt. Das Ziel: herausfinden, ob es sich lohnt mit mehr Zeit wiederzukommen! Als ich Las Vegas beispielsweise erstmals sah, war mir im ersten Moment klar, dass ich dort wieder hin möchte und zwar mit noch mehr Zeit. Bei Venedig ging es mir ebenso. Während verschiedener Roadtrips in den USA – und in die Kategorie der Roadtripreisenden falle ich in jedem Fall – habe ich so viele atemberaubende Orte gesehen, an die ich unbedingt nochmal mit mehr Zeit möchte. Um das herauszufinden, genügt mir aber wenig Zeit. Bereuen ist nicht! Zu wenig Zeit gibt es nicht! Ich sehe mich um und finde raus, was sich lohnt und was nicht. Eventuell entgehen mir dadurch kleinere Orte, die sich auch lohnen – das versuche ich aber über Masse wieder gutzumachen, die es mir ermöglicht mehr sehenswerte Orte in kurzer Zeit zu finden.
Den einen Reisetyp kann man mir wohl nicht zuschreiben … Flashpacker kommt einer Eingrenzung vielleicht am nächsten!? Seit ich die Vorteile des Rucksackreisens 2014 herausgefunden habe, reise ich tatsächlich so oft es geht ohne Koffer. Die Kunst des Leichtpackens trainiere ich mit jeder Reise und „zu viel“ packe ich inzwischen wirklich kaum mehr ein. Auch zehn Tage kann ich fast problemlos mit meinem Moab Jam meistern. Bin ich dann in der neuen Kategorie des Flashlightpackers? Oder bin ich vielleicht ein Flashlightroadtripreisender? Ein fotografierender Flashlightpackingroadtrip- und Teilzeit-Planungsnerd-Angsthasen-Gewohnheitsreisender? George Clooney sagte in „Up in the Air“: „Ich denke in Schubladen – das geht schneller!“ Ob das im Fall der Reisetypen jetzt wirklich auch zutrifft, wage ich stark zu bezweifeln. Fakt ist: ich reise gerne und oft, mit wenig Gepäck, genieße gute Unterkünfte, lege dafür weniger Wert auf Essen und versuche möglichst viel zu sehen, um die schönsten Orte nochmal mit mehr Zeit zu besuchen. Da ein passender Name dafür wohl erst noch erfunden werden muss, hat mich einer der Menschen, die mich in „Ich bleibe einfach hier“-Situationen mit „You know you want it“-Videos zuspammen erst einmal als „lighten Flash-Trip-Hasen mit Planungsgewohnheiten“ kategorisiert …
Alles Liebe,
Claire
Hi Claire,
Danke für diesen wunderbaren Beitrag zu unserer Blogparade. Du hast da ja Reisetypen recherchiert, die mir bisher noch unbekannt waren.
Wir bezeichnen uns ja auch, grob, als Flashpacker – aber nach den von Dir genannten Definitionen könnte man auch auf einige andere Bezeichnungen kommen. Fotografierende-Individualreisende-Hotelvorbuchende-Rundreisende würde es wohl treffen. Zumindest für die meisten Reisen von uns.
LG Thomas
Hallo Thomas,
ich freue mich sehr, eure Blogparade (noch rechtzeitig) entdeckt zu haben!
Deine Definition gefällt mir sehr! In die Kategorie „Fotografierende-Individualreisende-Hotelvorbuchende-Rundreisende“ passe ich glaube ich auch ziemlich gut rein!
Alles Liebe,
Claire
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ein wirklich schöner beitrag zur parade. in einigen punkten finde ich mich seeeehr stark wieder, in anderen wieder so gar nicht (alleine reisen ;) ) gut geschrieben und schön analysiert.
Hallo,
freut mich sehr, dass Dir der Beitrag gefällt! Alleine reisen solltest Du in jedem Fall mal testen – es bringt einen so unglaublich weiter …
Alles Liebe,
Claire
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