Was macht ein digitaler Nomade im Corona-Lockdown?

„Wo wohnst du jetzt eigentlich?“ Das ist wohl eine der Fragen, die mir seit März 2020 am häufigsten gestellt wurde. Meist zusammen mit der rhetorischen Frage: „Nicht reisen zu können muss doch Hölle für dich sein, oder?“ Für mich bleibt da nur hängen: scheiß Fragen, scheiß Antworten. „In einer Wohnung“ und „Ja“ – mehr fällt mir meist nicht ein. Ich vermeide gern ins Detail zu gehen und mich damit auseinanderzusetzen, dass Corona mich zunehmend nervt. Aufgrund der ständigen Nachfragen setze ich mich nun eben doch mal schriftlich mit der Frage auseinander: „Was macht ein digitaler Nomade im Lockdown?“ Infos zu meinen Reisen findest Du hier und wirst via Twitter und Telegram über neue Beiträge informiert. Erfahre mehr über mich in meinen Instagram-Stories und mehr zu meinen Reisen auf Youtube.

Keine Lust mehr auf Corona - auch nicht im Schaufenster beim Lockdown.

Keine Lust mehr auf Corona – auch nicht im Schaufenster beim Lockdown.

Tja. Um die Frage zu beantworten, muss man wohl zunächst einen Schritt zurück: „Was macht ein digitaler Nomade?“ Der bin in diesem Fall ich, denn ich möchte meine Situation keineswegs verallgemeinern. Sehr oft in meinem Leben wurde ich schon gefragt, was ich eigentlich mache, wo und wie ich das mache, wo und wie ich wohne, kurzum, wie sich mein Leben als einer dieser ominösen „digitalen Nomaden“ halt so gestaltet. Es scheint, kaum jemand mit einem 9-to-5-Job könne sich irgendwas darunter vorstellen. Also wie ist mein Leben? Nun ja. Definitiv nicht so, wie es immer romantisch in hirnlosen Artikeln großer Magazine dargestellt wird: Eine oft viel zu blasse Person sitzt mit Laptop am Strand und „arbeitet“ ortsunabhängig im tropischen Paradies unter Palmen. Ist klar. Wann auch immer ich so etwas zufällig sehe, entflieht mir ein kurzes Lachen und ich verdrehe die Augen. Am schlimmsten daran finde ich, dass die Menschheit diesen Müll wirklich glaubt.

Für mich gibt es zwei Sorten digitaler Nomaden:

  1. Personen, die sich so bezeichnen und ihr „super fancy“ Leben (gern in Thailand oder auf Bali) in sozialen Netzwerken teilen und jede Menge Kohle mit der Sehnsucht (und Dummheit) anderer machen. Die konsumieren nämlich überteuert deren Vorträge, Seminare, Workshops und Bücher, in denen ihnen akribisch beigebracht werden soll, wie auch sie den Traum vom Passiveinkommen, ortsunabhängigen Reisen oder Laptop-in-den-Sand-werfen leben können. Yay!
  2. Personen, die ortsunabhängig arbeiten und dort leben, wo sie gerade leben wollen – und nicht darüber reden, sondern es einfach machen.
Bemalter Stein: Corona 2020.

Bemalter Stein: Corona 2020.

Mein Laptop weint in Abu-Dhabi

Anekdote: Sonntagabend bin ich von allem maximal genervt, insbesondere von der chronischen Bewölkung des scheiß Sommers, der neben „5.000 Shades of Grey“ insgesamt gefühlt nur drei Sonnenstunden bietet. Ich klicke mich durch Super-Last-Minute-Angebote und buche eine Reise, die dienstags um 7 Uhr startet: Abu Dhabi, Luxushotel, Strand. Ich will einfach meine Ruhe, essen, arbeiten, trainieren, vielleicht sogar mal in der Sonne liegen. Nicht erreichbar sein. Perfektes und extrem heißes Wetter erwarten mich und ich bin mehr als glücklich mit meiner Wahl. So glücklich, dass ich gleich am ersten Morgen nach dem Frühstück mit meinem Laptop am Pool in einen produktiven Tag starten will. Im Restaurant hatte ich bereits kurz ein paar Sachen gecheckt und gehe daher mit aufgeklapptem Laptop die paar Meter nach draußen. Ich ziehe die schwere Glastür zu mir und eine feuchtheiße Wand rammt sich mit voller Wucht gegen mich. Sie schlingt sich um mich, nimmt mich vollkommen ein. Aber nicht nur mich – auch den Laptop. Binnen Sekunden befeuchtet sie seinen Bildschirm – und zwar so stark, dass sich ein erster Tropfen bildet. Ich starre den Laptop an und der Laptop weint zurück, flehend, ihn diesem Bombenwetter nicht auszusetzen. Mit weit aufgerissenen Augen fluche ich noch leise „Was zur Hölle“, bevor ich auf dem Absatz kehrt mache und fortan in der unterkühlten Lobby sitze – mit halbem Poolblick und vollem Blick auf die Anzeige, die 87% Luftfeuchtigkeit bestätigt. Alternativ sitze ich zum Arbeiten in meinem Zimmer am Schreibtisch mit Ausblick auf die Tapete. Yay!

Eklige Maske auf dem Boden am ruhigsten Silvester aller Zeiten.

Eklige Maske auf dem Boden am ruhigsten Silvester aller Zeiten.

Kein Mensch sitzt in tropischen Ländern draußen und brät seinen Laptop in der Sonne, um dort produktiv zu sein. Weder kann man dort vernünftig arbeiten, allein schon ob der Lichtverhältnisse, noch macht es Sinn. Klar, im Notfall lassen sich immer mal ein paar Dinge unterwegs erledigen – aber grundsätzlich ist jegliche produktive Tätigkeit so nicht möglich. Ebenso wenig lässt es sich zu Hause produktiv in, wie ich sie nenne, „Schmull-Kleidung“ arbeiten. Wer seinem Geist nicht den Eindruck vermittelt, ernsthaft zu arbeiten, wird nie die Produktivität erreichen, die sich in einem „normalen“ Arbeitsklima entwickeln kann. Wie oft wurde ich im Leben schon gefragt, ob ich immer mit dem Laptop im Bett liege und arbeite. Wie oft habe ich darüber schon gelacht. Ich kann einfach niemanden ernst nehmen, der das macht bzw. versucht. Dasselbe gilt für im Bett lernende Studenten. Ja, wir digitalen Nomaden genießen die Freiheit, nicht ins Büro gehen zu müssen. Nein, wir können deshalb nicht desinteressiert mit dem Handtuch im Sand liegen und auf der Tastatur rumhacken.

Corona-Graffiti: 2020 ist scheiße!

Corona-Graffiti: 2020 ist scheiße!

Was also macht denn nun der digitale Nomade im Alltag? Ich persönlich arbeite bevorzugt in Hotelbars. In denen, die schön aussehen, ruhige Ecken und unkompliziertes WLAN bieten. In meinen Stammhäusern kennt man mich und meine Getränkewahl. Dort muss ich nicht bestellen, sondern werde fröhlich empfangen und erhalte ohne Nachfrage genau das, was ich trinken möchte. Für mich ist das wie „nach Hause kommen“. Meine zweite Wahl fällt auf Universitätsgebäude. Ob in der Mensa, der Bibliothek oder Seminarräumen, die gerade leer sind: Ich liebe einfach die Atmosphäre von Einrichtungen, in denen Wissen vermittelt wird und erlangt werden kann. Zudem gibt’s auch hier gratis WLAN dank Eduroam – weltweit sogar. Ähnlich gerne arbeite ich an Raststätten, denn die sind für mich ebenfalls wie ein „zuhause“. Das liegt wohl daran, dass ich seit Erhalt meines Führerscheins regelmäßig im Auto schlafe und es stets uneingeschränkt geliebt habe. Früher schlief ich meist an Raststätten, inzwischen habe ich andere Orte entdeckt. Kate berichtet über ihre, meine und andere Autoschlaferfahrungen auf Autonomaden.de.

Corona-Graffiti: Coronavirus mit schützender Maske.

Corona-Graffiti: Coronavirus mit schützender Maske.

Corona verhält sich wie Botox fürs Gehirn

So. Was macht denn nun der digitale Nomade im Coronawahn? 2020 veröffentlichte ich einen Artikel, wie gut Corona zu mir war. Ist immer noch so, kann ich nicht leugnen. Corona hat mir Möglichkeiten eröffnet, die ich nicht habe kommen sehen oder von denen ich zwar leise zu träumen wagte, sie aber nicht für realistisch hielt. Dazu gehörten so Basics wie zwei Monate an einem Ort sein, um mal wieder richtig gut trainieren zu können. Klingt für jemanden mit festem Wohnsitz trivial und nicht erwähnenswert – für jemanden der ähnlich rastlos ist wie ich, scheint es aber fast unmöglich. Seit 2015 war ich keine dreimal mehr länger als zwei Wochen an einem Ort: selbst, wenn ich mal zwei Monate in derselben Wohnung bin, was seitdem auch selten vorkam, bin ich von dort aus ständig unterwegs. Mein Rekord liegt bei 100.000 gefahrenen Kilometern in einem Jahr. Corona zwang mich also an einem Ort zu sein bzw. zumindest nicht im Auto. Ich musste Wohnungen mieten, was ich sonst auch regelmäßig mache, dann aber freiwillig und nicht gezwungen wie jetzt. Ich kam zur Ruhe, ich kam zum Trainieren, ich konnte etliche Dinge umsetzen, für die ich sonst nie den Nerv hatte. Während mein Kopf einerseits heruntergefahren wurde, war plötzlich Raum für so viele neue Gedanken. Damals stellte ich fest: „Corona verhält sich wie Botox fürs Hirn.“ Das hatte was.

Hatte.

Vergangenheit. So sehr ich ihn einfach nicht mag, so sehr stimme ich Xavier Naidoo zu: „Eigentlich könnten wir uns freuen, denn eigentlich geht es uns gut.“ Ja. Ich bin dafür, dass wir uns bewusst sind, dass wir dankbar sind, wie gut es uns in Deutschland geht. Wie privilegiert wir sind. Wieso sind wir das? Nicht, weil wir besser sind als andere, sondern weil wir einfach das Glück hatten, hier geboren zu sein bzw. hier leben zu dürfen. Wir sind hier nicht in einem Slum mit etlichen Krankheiten aufgewachsen oder mussten jeden Tag in der Angst leben, auf offener Straße erschossen zu werden. Wir erhalten auch nicht standardmäßig existenzbedrohliche Rechnungen nach Arztbesuchen und sind nach dem Studium nicht hochgradig verschuldet. Wir haben verdammt hohe Hygienestandards und sogar Leitungswasser, das wir trinken können. Eigentlich geht es uns gut. Ich bin absolut für mehr Dankbarkeit und setze mich schon immer sehr mit dem Thema auseinander. Das bewahrt einen aber dennoch nicht davor, auch mal unzufrieden zu sein. Unzufrieden mit der eigenen Umwelt, politischen Entscheidungen, sich selbst, den eigenen Gefühlen. Dem Gefühl, eingesperrt zu sein. 2020 genoss ich es für den Moment, den Kalender nicht mit etlichen weltweiten Events gefüllt zu haben, die potenziell oder real immer so für mich anstehen. Es war wirklich, wie den Stecker ziehen. Es war auch gut. Es ist im Grunde vermutlich immer noch so. Aber ich empfinde es nicht mehr so. Was ich empfinde ist, dass uns, und damit meine ich vor allem die Generationen zwischen 15 und 45 Jahren, die besten Jahre geraubt werden. Die Zeit ist für mich das Wertvollste und die gibt uns einfach keiner zurück.

Bemalter Stein: Kein Urlaub dank Corona in 2020.

Bemalter Stein: Kein Urlaub dank Corona in 2020.

Wer 2020 sein Abi gemacht hat, kann nur noch von Work & Travel träumen. Wer 2019 oder 2020 mit dem Studium begonnen hat, wird kaum mehr einen richtigen Uni-Alltag erleben. Derjenige sitzt meist isoliert zu Hause vor Online-Vorlesungen, sorgt sich je nach Fach um fehlende Praxisstunden und schafft dank Corona ggf. nicht mehr den Abschluss in der Regelstudienzeit. Praktika und Auslandssemester? Ja, so etwas gab’s mal. Reisen zwischen Studium und Berufseinstieg? Mhm. Was ist mit dem Berufseinstieg? Ich habe einige Umzüge während Corona miterlebt – absolut kein Spaß. Ebenso wenig wie der tatsächliche Jobwechsel mit Start im Homeoffice. Nochmal Festivals feiern und das Leben genießen, bevor man mit dem Partner eine Familie gründen will? Wird wohl nix mehr. All diese Themen habe ich miterlebt und werde sie wohl auch noch weiter miterleben. Ebenso wie die folgenden: Geldsorgen, Existenzängste, Depressionen, Einsamkeit, häusliche Gewalt dank Lockdown, Homeoffice-Verweigerung durch Arbeitgeber, Verzweiflung dank Ausschlusskriterien staatlich versprochener Hilfen, Angst vor dem Zerbrechen von Partnerschaften und Nichtermöglichung von dringlichen OP-Terminen, um die Betten für potenzielle Coronapatienten freizuhalten.

Schokoladenmuseum Köln: Bär mit Maske vor dem Riesenrad.

Schokoladenmuseum Köln: Bär mit Maske vor dem Riesenrad.

Willkürliche Regelungen machen mürbe und frustrieren

Es geht mir gut. Ich habe keinen Grund zu jammern, mich zu beschweren oder sonstiges. Mir fehlt meine Thai-Massage, die ich sonst alle drei bis sechs Wochen in Anspruch nehme, um mich besser zu fühlen. Mir fehlt es unterwegs zu sein. Frei zu sein. Die Freiheiten zu leben, für die ich als digitaler Nomade (liebend gerne) auf all das verzichte, was den Menschen immer so wichtig ist. Ich verstehe auch einfach alles nicht. Ein Laden, der Lakritz verkauft hat auf, der mit Schokolade zu. Wettbüros haben auf, Sonnenstudios auch. Wieso? Systemrelevant? Ernsthaft? Die Sticker vom Hackerkongress machen plötzlich Sinn („Ist das System relevant?“). Hier keine Ausgangssperre, zehn Kilometer weiter schon. Hier dies, dort das und mittendrin Chantal mit Einhorn, die nur bei Regen raus darf. Ich vermeide es, Nachrichten jedweder Art zu konsumieren. Manches bekomme ich mit. Über anderes werde ich informiert, wenn es mich betrifft, wie die neu gestaltete Maskenpflicht, auf die mich ein Verkäufer hinweist. Nachrichtenkonsum sorgt nicht dafür, dass ein Mensch sich besser fühlt. Daher meide ich ihn bereits mein Leben lang. Seit Corona umso mehr.

Nochmal zurück. Was macht der digitale Nomade im Lockdown? Also ich. Ich lenke mich ab. Im Text von 2020 sagte ich: „Der Corona-Stillstand war irgendwie wie Knast mit WLAN und ohne Menschen, die einem zu nahe kommen.“ Das „war“ bezieht sich dabei auf den ersten Lockdown. Was macht man im Knast? Keine Ahnung, aber was man so aus Filmen und Serien mitnimmt: viel Sport und irgendwie auch immer mal was arbeiten. Um sich abzulenken, von der ausweglosen Situation, vermute ich. Naja. Für mich ist das so. Ich bin in Wohnungen, sogar so lange am Stück, wie zuletzt … vor langer Zeit … Ich trainiere seit Corona fast jeden Tag mit wenigen Ausnahmen, meist mindestens 1,5 Stunden. Ich arbeite viel und habe lang ausstehende Projekte umgesetzt bzw. abgeschlossen. Ich gehe zusätzlich zum Workout so viel wie noch nie – im Rekordmonat fast 600 Kilometer. Manchmal schlafe ich. An wenigen Tagen habe ich richtig krasse Durchhänger. Sehr selten war ich von allem so angepisst, dass ich nicht bereit war aufzustehen und den Tag einfach im Bett verbrachte. Ein solcher Zustand war noch vor einem Jahr undenkbar für mich, denn da mutmaßte ich noch, wie schön es doch sein müsste, mal einen Tag nur rumzuliegen. Dann kamen Corona und all die mehr oder weniger ausgeprägten depressiven Verstimmungen, die sich ausbreitende „Kein Bock“- und „Wozu eigentlich“-Mentalität. Und ist es schön? Den ganzen Tag zu liegen? Nein. Ist es nicht. Anschließend stehe ich auf und mache weiter. Gehe weiter. Mehrmals wurde mir der Satz geschickt: „Du bist wie ein Hamster und die Straßen sind dein Laufrad!“ Yay. Da bin ich aber froh, immerhin träumte ich schon immer vom Hamsterrad …

Bemalter Stein: Zerbrochene Hoffnung dank Corona.

Bemalter Stein: Zerbrochene Hoffnung dank Corona.

Flucht vor Stillstand und Isolation auf die einsame Insel

Und nun? Nun habe ich es nicht mehr ausgehalten. Der Murmeltier-Hamster-Alltag hat mich so mürbe gemacht, dass ich mich für eine eigentlich ziemlich ironische Reisebuchung entschieden habe: für mich geht’s im besten Reisemonat März, also vor Beginn der Regenzeit, auf die Malediven. Schon wieder. Mein erster Aufenthalt dort war nicht so positiv, aber hey, ich hatte auch mal ein Problem mit London und dann haben wir uns doch noch angefreundet. Heute mögen wir uns sogar so sehr, dass ich richtig gerne da bin und London mir fast ausschließlich Sonnentage schenkt. Zweite statt dritter Chancen sollte man zudem immer geben, finde ich.

Malediven also? Ja genau, in einer lahmgelegten Lockdown-Welt zieht es mich an einen der ruhigsten Orte überhaupt, der einer Quarantäne irgendwie ja recht nahe kommt – Tom Hanks lässt grüßen. Wieso Malediven? Gute Frage. Vor allem, weil seit Jahren mal wieder bezahlbare Preise im März vorhanden sind – natürlich der Pandemie geschuldet. Zum anderen, weil ich einfach mal gerne nichts von Corona mitbekommen möchte – und wo könnte man das besser als an einem Ort, an dem man von der normalen Welt mit ihren Verkehrsmitteln, Straßen, Geschäften, kurz ihrem Trubel, sowieso nichts mitbekommt? Einfach mal ein paar Tage fernab von allem, viel Sport machen, viel schwimmen, schnorcheln, natürlich auch arbeiten und nicht an Rick Grimes und seinen Satz „This is how we live now“ denken. Stattdessen an das „Severus Snape“-GIF denken: „Look at all the fucks I give!“ Ach so, … und dann ist da natürlich noch der Gedanke, wie überfüllt und teuer alles ab Sommer sein wird. Nein, danke.

Bodenbemalung: Scheiß Corona!

Bodenbemalung: Scheiß Corona!

Ja, ich habe sie gelesen. Die Horrorerfahrungen über Quarantäne auf den Malediven. Nein, ich bin nicht gläubig. Ja, ich habe aber anscheinend ein so gesundes „Gottvertrauen“, dass es gut gehen wird. „Muss funktionieren. Hat immer schon funktioniert!“ So in etwa. Ich habe eine sehr kleine Insel ausgewählt und setze darauf, dass sie nicht allzu zu gut besucht sein wird. Ich kann vor Ort wie auch hier eine Maske tragen, sobald Menschen in meiner Nähe sind und mich ebenso schützen, wie es mir hier nun ein Jahr möglich war. Ich plane zu den in meinem Reiseplan angegebenen Zeiten in Deutschland in den Flieger ein- und auch wieder auszusteigen. Ob es aufregend ist, nach langer Zeit mal wieder „Ich packe meinen Rucksack“ zu spielen? Definitiv! Meine letzte Reise war im Juli 2020, als ich einen Monat in Schweden lebte.

Wenn ich von den Malediven zurück bin, sollte der Lockdown nach heutigem Stand vorbei sein. Worauf ich mich freue? Meine Thai-Massage und mehr Möglichkeiten, Essen zu erwerben. Freizeitparks. Mal wieder eine eigene Wellness-Suite. Irgendwie habe ich sogar Lust auf ein China-Buffet. Vor allem habe ich Lust, wieder lange Strecken gehen zu können mit Zugang zu Toiletten. Als ich letztens in einem Laden fragte, ob ich kurz das Bad nutzen könne, wurde das unfreundlich verneint und als ich weiter fragte, wie sich das alle vorstellen, wenn es nirgendwo Bäder gibt, sagte der maximal übergewichtige Ladeninhaber zu mir: „Ist uns doch egal, ob Du auf die Straße pissen musst!“

Maximal asozial und diskreditierend: keine Toilettennutzung dank Corona.

Maximal asozial und diskreditierend: keine Toilettennutzung dank Corona.

Solidarität dank Corona? Am Arsch! Egozentrisches Dreckspack, das einen anhustet und im Supermarkt selbst dann noch mit 20 cm Abstand hinter einem steht (was auch jenseits von Corona einfach unverschämt ist), wenn man sich lautstark aufregt, um Abstand bittet und den fehlenden Abstand sogar fotografisch festhält. Ach, und Fernsehsender, die fleißig über die bösen Deutschen berichten, die die Zahlen nach oben treiben, während sie selbst dank Sondergenehmigungen feucht-fröhliche Partys bis tief in die Nacht schmeißen. Alles klar. Der Vollständigkeit halber: sollte Corona irgendwann mal rum sein, werden mir definitiv die leeren Straßen fehlen, der verbesserte Abstand zu anderen bzw. die derzeit gesellschaftlich akzeptierte Option mal gepflegt auszurasten, wenn jemand den Anstandsabstand unterschreitet sowie die sehr wahrscheinliche Rückkehr zu den Hygienemaßnahmen vor Corona – also quasi keinen. An einer Kölner Wand wird die Frage gestellt: Stell Dir vor, Corona ist vorbei, was machst Du als Erstes? Die Antwort, die mir am besten gefiel? „Demaskieren!“ … In diesem Sinne:

Corona-Graffiti: Stay Strong!

Corona-Graffiti: Stay Strong!

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